Sonntag, 15. Juli 2012

Ich hasse shopping!

(Das Leben und Ich)

Eine langjährige Freundin rief mich neulich mal wieder an. Sofort packte sie mich an meinem Gewissen: „Na, dass Ich DICH mal erreiche! Du bist ja nie zuhause!“ Dem aufmerksamen Leser sagt dieser erste Satz bereits: Das ist definitiv KEINE Pferdefrau. Richtig! Und spätestens nach dem nun folgenden Vorschlag hätte es auch der Letzte erkannt. „ Ich wollte dich endlich mal wieder treffen. Shoppen gehen. Und sag jetzt nur nicht, dass du keine Zeit hast.“
Shoppen gehen? Oh Göttin steh mir bei! Shoppen gehen. Allein bei dem Gedanken fangen meine Füße schon an zu schmerzen. Ich hasse shoppen. Ich hasse es wirklich! Wozu gibt es Kataloge und das Internet? „Ich hasse shoppen, das weißt du doch.“ „Deswegen sieht dein Kleiderschrank auch so erbärmlich aus. Keine Widerrede, du kommst mit!“ Ich überlege, ob mir eine passende Ausrede einfällt, aber mein schlechtes Gewissen klopft vehement von innen an meine Brust. Also sage ich zu.

Bereits am nächsten Tag treffen wir uns auf der Shoppingmeile. Wer sich diese Bezeichnung wohl ausgedacht hat? Sicher auch jemand, der notgedrungen da durch musste, auch mit Fußschmerzen, und allen schlimmen Begleiterscheinungen.
Schon der erste Laden ist mir komplett unbekannt. Wie übrigens etliche Geschäfte hier. Das zeigt mir, wie lange ich tatsächlich nicht mehr hier war. Bestellen geht ja viel schneller, und es erspart mir den Schrecken der Umkleidekabine. Meine Freundin hingegen hat schon nach zwei Minuten dieses Strahlen in den Augen – und die Arme voll beladen mit ausgewählter Klamotterie. „Oh schau mal das Shirt! Süüüß!“ und „Boah!!! Die Jeans ist ja endgeil.“ Geht es die ganze Zeit. Halblaut murre ich:
„Ich hasse shopping!“ Aber sie? Es gibt kein Halten mehr! Wie im Rausch wühlt sie sich durch sämtliche Auslagen und Ständer. Der Berg auf Ihrem Arm wächst und wächst. Im Geiste versuche ich auszurechnen, wie lange sie bei den vielen Teilen für die Anprobe brauchen wird. und, zur Erinnerung, wir sind im ERSTEN Geschäft! „Jetzt schau doch mal! Steht mir das? Oder macht das nen dicken Hintern?“ „Öh, nein, ich meine ja. Schaut gut aus.“ Ich finde wirklich, dass es gut aussieht. Sie scheint mir nicht zu glauben. Na ja...
Und dann, plötzlich: „Hier! Das hab ich für dich ausgesucht! Zieh mal an.“ Sie streckt mir eine irre bestickte Jeans hin, dazu ein Shirt. Beides zusammen hat verdächtig wenig Masse. Wenig Stoff bedeutet viel Haut. Nene, nix für Muttern. „ Doch, du ziehst das jetzt an. Du hast ja noch gar nichts anprobiert.“ „ Ich HASSE shopping!“ Sie ignoriert mein Gemeckere. Energisch schiebt sie mich in die Kabine. Die Art, wie sie mir die Kleider in die Hand drückt, lässt keinen Widerspruch zu. Seufzend quetsche ich mich in die hautenge Jeans. ja ja, Reiterinnenhintern, Reiterinnenoberschenkel...Aber irgendwie passt sie dann doch. Das Shirt ist eigentlich ganz witzig. Schwarz mit einem grellbunten Druck im Tatoostyle. Aber so kurz! Nur zögerlich trete ich aus der Kabine. Sie wartet natürlich direkt davor. „Wow. Du siehst ja aus wie ne Frau! Toll! Und  absolut der Trend momentan“ Sie ist ganz euphorisch. Bei mir sieht das anders aus. „Die Hose sitzt viel zu tief und das Shirt ist viel zu kurz. Wenn ich mich da mal bücke, hängt ja hinten alles raus.“
Sie schaut verständnislos drein. „ Wie? Bücken? Warum?“ Fragt sie. Sie meint die Frage ernst, glaubt mir. In ihrer Welt bückt frau sich nicht selbst, das lässt sie, unter Verwendung klimpernder Wimpern, die Männerwelt für sich erledigen. „Na ja, wenn ich mal schnell...“ Ich denke : Hufe auskratzen muss. Laut sage ich: „was aufheben muss oder so.“ Sie schnaubt nur. „Das wird jetzt bezahlt. Und dann auf zum nächsten laden. Schuhe? Genau Schuhe!“
„Ich HASSE shopping!“ Sie schubst mich Richtung Kasse.
Ähnliche Szenarien wiederholen sich in den folgenden Läden. Wir sind gefühlte 10 Stunden unterwegs, meine Füße tun weh und ich kann keine Klamottenläden mehr sehen. „Ja, wirklich, ich HASSE shopping!“ 12 Läden später, sie  ist beladen mit ungefähr 100 Tüten und Taschen, ich habe mein eines Tütchen mit den Klamotten aus Laden Nummer Eins, willigt sie endlich ein, eine Pause bei einem Kaffee zu machen.
 Also schlendern wir die Strasse runter, auf zu einem Cafe. Und da entdecke ich es! Das war das letzte mal auch noch nicht da. Ein riesiges Schaufenster. Und darin alles, was mein Herz höher schlagen lässt: Reithosen, Stiefel, Shirts in der richtigen Größe - und Länge, Putzzeug, Halfter Trensen, Satteldecken...
Und da ist er: der Tunnelblick. „Schau da! da MUSS ich rein! Los! Jetzt trödle doch nicht so rum!“ Vergessen die Müdigkeit, die schmerzenden Glieder, der Kaffee! Ich stürze mich ins Vergnügen! „Guck doch mal. Genau DAS Halfter hab ich schon ewig gesucht! Und da gibts total geniale Satteldecken! Sind die nicht klasse? Ach, wenn du eh nur rum stehst, kannst du mir die blaue Reithose aus dem Fenster mal in meiner Größe raussuchen?“ Sie schaut mich völlig irritiert an. Egal, ich habe jetzt keine Zeit, mir darüber
Gedanken machen. Da hinten hab ich was entdeck, das muss ich mal genauer anschauen.

Nach über Zwei Stunden treten wir auf die Straße hinaus, aber nur, weil meine Freundin gedroht hat, alleine heim zu fahren. Und mit meinen 15 riesigen Tüten den Bus nehmen, nein lieber nicht. Hach war das toll.
Von der Seite sieht sie mich argwöhnisch an: „Ich dachte, du hasst shopping. Hast du zumindest gesagt.“
„Was, ich? Wann soll ich das denn gesagt haben?“

2 Kommentare:

  1. haha!geil geschrieben!ich hasse auch shoppen.vorallem diese läden wie h&m,zara,veromoda etc.tussigeschäfte gehen bei mir gar nicht.passt alles nicht.

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  2. H&M ist ja die Abkürzung für hager und mager ;-)

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