Sonntag, 15. Juli 2012

Cellis Geschichte, Teil 7:


Frühjahr bis Sommer 2005
Nach unserer so aufregenden Anfangszeit kommt jetzt mehr Regelmäßigkeit in unseren Alltag. Die Ausbildung schreitet voran, alles klappt prima. Naja, wäre da nicht die Sache mit dem Galopp. Und natürlich noch so ein paar andere Macken...aber das wird schon, nur dieser galopp...
Irgendwann halte ich es nicht mehr aus. Pferd satteln und los. Raus ins Gelände. Oft waren wir da noch nicht unterwegs, denn leider haben meine beiden Stallkolleginnen selten Zeit. Auch heute wieder alleine. Aber der geneigte Leser weiß ja in zwischen, dass ich da sowieso sehr eigen bin und gerne für mich solche Dinge alleine mache. ich tingel also so durch den Wald und die Felder, bis ich an einen schönen Wiesenweg komme, der steigt leicht an, der Boden ist gut, und der Weg ist richtig lang! Und sehr gerade. Super! Also los! Zunächst trabe ich an, und ich versuche, Celli von anfang an relativ zusammengestellt zu lassen. Das klappt soweit auch. Nun angaloppieren. Nichts. es wird nichts! Er trabt wie ein Weltmeister, aber sonst...
Ich pariere durch, nehme einen Querweg und reite zurück zum Anfang meiner "Galoppbahn". Nun, das sieht ja eh keiner, wa sich hier treibe.Also traber, dann trab! Ich geb richtig gas! Bewusst lass ich ihn rennen wie irre, und tatsächlich, irgendwann übergeht er sich und springt ind den Galopp. Schon fängt er an, mit der nase richtung Himmel zu schnicken, in Erwartung einer harten Parade. Aber ich bin gerade so seelig! Wir galoppieren! Ich schmeiß die Hand nach vorne und treibe ihn vorwärts. Dabei labere ich ihm ein Ohr ab! Wie toll er das macht und hast du nicht gesehen... und mein Pferd galoppiert weiter. und mein pferd wird lang und länger. Und mein Pferd streckt sich nach vorne, macht den Hals lang und galoppiert immer weiter! In einem Affenzahn, er will gar nicht mehr aufhören. Mir entfleucht ein lautes "Juhuuuuu" aber dann ists vorbei. Vor uns liegt das ende des Weges und nun müssen wir wieder in die Realität zurück. Nur schwer lässt Celli sich durchparieren und die nächsten Minuten ist er schnaubend und tänzelnd unterwegs. Müde? Na von wegen! der Motor hat jetzt genau Betriebstemperatur! Ich bin etwas außer Puste! Zum Teil von der rasanten Geschwindigkeit zum Teil aber auch vor Aufregung. Ich lobe mein Pferdchen natürlich halb tot, beinahe bis wir am Stall sind. Und wiedre eine Hürde genommen. Der traber Trabt, aber der traber galoppiert auch!
Nun, da er einmal kapiert hat, lernt er schnell, was galopphilfen sind und dass es nicht nur Renngalopp gibt. Man kann kaum glauben, wie lange und mühsam das war. Jetzt, wo alles so einfach geht...


Nebenbei erfahre ich, dass diesen Sommer unser Reitverein (richtig, genau da, wo mein Horrorerlebnis mit Pferdesuche bei Nacht war) einen O-Ritt veranstalten wird. Und da ich gerade vor lauter Adrenalin etwas sehr euphorisch bin, verabrede ich am Handy mit einer Freundin, dass wir da gemeinsam mitreiten. 
Abends im Bett denke ich dann doch, ob das so eine gute Idee war... 
Die Zeit vergeht schneller als gedacht und plötzlich ist schon das Wochenende des Orientierungsrittes da. Gut vorbereitet? Wir doch nicht! Wir basteln am Galopp, an Gleichgewicht und ANlehnung...wie sollen wir uns da noch mit Geländespielen und Trailparcours befassen? Ich habe für mich daher beschlossen, nur die Geländestrecke zu reiten und den Parcours auszulassen. Zusammen mit meiner Freundin Katrin reiten wir so gegen 9 Uhr auf die Strecke. Zeitvorgaben gibt es nicht, geritten wird nach Karte und an verschiedenen Stationen muss man eine Aufgabe lösen und Fragen beantworten. Überraschend gut schaffen wir das Ringewerfen im Trab. Von 5 Ringen treffe ich 4 auf die Stäbe. Ganz anders sieht das aus, beim Slalom im Trab mit einem gefüllten Wasserglas in der Hand. Das Glas ist leer und ich bin nass. Aber lustig ists trotzdem. So und ähnlich sind die Spiele. Die Quizzfragen sind leicht, wer sein reitabzeichen mal gemacht hat, kann sie beantworten. Gerade reiten wir am Waldrand entlang sind etwas am Suchen. Denn hier irgendwo muss doch die nächste Station sein. Zumindest laut Karte. Aber, nichts zu sehen. gerade als wir im Schritt wieder anreiten und die Karte wegpacken, schießt vor uns aus dem wald ein Pferd heraus, wie vom Teufel gejagt. Wir alle vier, Reiter und Pferde erschrecken uns zu tode! Die Reiterin dort hat keine chance, ihr Pferd ist auf 180! Und mein Pferd erleidet einen Herzkasper! Vor schreck will er sich umdrehen und in die andere Richtung davonstieben. nur war leider sein Hirn schneller als seine Füße! In die selbigenbekommt er einen Knoten und knallt mit voller Breitseite hin! Mit mir drauf! Zum Glück landet er in der Hecke und nicht auf dem Schotter und zum Glück springt er nicht sofort auf! Er ist einen Moment verdattert, sodass ich mich erstmal unter ihm rauswursteln kann. Dann halte ich ihn am Zügel und er springt auf und schüttelt sich. Was vor mir passiert, kriege ich gar nicht mit. Ich checke als erstes mal, ob Celli sich verletzt hat. Und da kommt, genauso plötzlich, genau an der gelichen Stelle, ein zweites Pferd aus dem Busch geschossen! Celli geht fast in die Knie und zuckt so zusammen, dass ich beinahe schon wieder lachen muss. Mein Pferd ist nicht verletzt, mir gehts gut! Jetzt will ich aber doch mal wissen, was DAS soll! Die Mädels vorne stehen jetzt auf dem Weg und sortieren sich erstmal.
Des Rätsels lösung? Bitte sehr. In einem Seitenweg im Wald ist die nächste Station. Aufgabe; Einen Rappelsack über eine Leiter ziehen. Und die beiden Pferde vor uns hat das so erschreckt, dass sie auf und davon sind. Wäre ich nicht so gestürzt, hätte ich mich beeimert vor lachen.
Ein weiterer haken auf unserer Liste: Der erste gemeinsame Sturz.
Der rest der Strecke verläuft aber wieder harmlos. Und am Nachmittag steht Celli in seinem paddock und ich schaue den anderen beim trailparcours zu. Nach dem offiziellen Ende der veranstaltung wird der parcours zum Üben frei gegeben. Und das nutze ich gleich mal aus. Am Halfter gehe ich mit Celli rein. Flatterband, Stangen, das geht alles nach kurzem beschnuffeln. Aber die Brücke! Die findet er unheimlich. Ich mache gerade den zweiten oder dritten Anlauf, ihn auf die Brücke zu führen, da stürmt eine wilde Horde Reiter in den Platz, sie reiten mit lautem hallo alle Hindernisse durch und einer schleudert sogar den Schubkarren um sein sich drehendes Pferd! Was für Chaoten sind das denn? Ich ergreife mit 
Celli die Flucht und stelle mich mal schnell in eine Ecke vom Reitplatz. Was am Anfang einige noch lustig fanden, geht nach einer Zeit allen noch zuschauenden auf die Nerven. Mit Krach und Lärm und viel getue machen sie sich dann auch an die Brücke ran. Zwei von drei springen schließlich mehr rüber als dass sie gehen, was nicht ungefährlich aussieht, das dritte weigert sich. trotz "überzeugender Argumente" seines Reiters (Laute Stimme, lange Sporen, Westernzügel...)
Schließlich ziehen diese seltsamen Möchtegern-Cowboys wieder ab und wenden sich ihrem Bier zu. Ich krabbel aus meiner Ecke raus, schon echt genervt, von solch rücksichtslosem Verhalten. Außer mir sind noch ein paar andere da, denen ergeht es ähnlich. Ich gehe also wieder zur Brücke, doch Celli will nicht drüber. Und dann, wie damals, als er mir beim Verladen ausgebüchst ist, springt er hoch und schnell rückwärts, sodass er mir den Strick entreißt. Aber hier ist ein Reitplatz mit Zaun, ich bin also relativ entspannt. Ich bleib einfach stehen und sag "is ja gut, du kannst stehen bleiben. Ich hab schon längst losgelassen" Und Celli bleibt auch stehen. Er hat gar nicht vor, so einen Fluchtversuch zu starten, er will nur nicht auf diese unheimliche Brücke. Ich geh einfach hin und nehme den Strick wieder und versuche es weiter. und ganz langsam klettern wir auf die Brücke, bleiben oben kurz stehen, da gibts dann ein Leckerli, und klettern auf der anderen seite wieder runter---und bekommen Applaus!
Ich bin ganz verlegen, habe gar nicht gemerkt, dass noch immer Leute zuschauen. Nach der Vorstellung der wilden Drei von vorhin fanden die Leute das wohl echt entspannend.
Abends fahren wir nach hause, beide angenehm geschafft so wie es aussieht. unsere erste gemeinsame veranstaltung, geschafft!

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