Sonntag, 15. Juli 2012

Cellis Geschichte, Teil 1


September 2004. Ich sitze zu hause und habe Bereitschaft. Nix zu tun, ein ruhiger Dienst, also surfe ich im www. Ah, ne Email von einem Pferdeschutzhof. Grummel...wie kommen die schon wieder an meine Emailadresse , motzmotz...
naja, lesen wir mal...Ganz viele Pferde. Haflinger, Freiberger, Fohlen, Alte, Traber, Dülmener..Moment mal. Traber? Hm, was steht denn da? Zwei Traber, Stute 8j und Wallach 4 J. Bis ende September dringend, sonst droht die Schlachtung. 
Aha, naja, tragisch, aber ich brauch kein Pferd. ...
10 Minuten später: Naja, ich kann ja mal hinschreiben, obs Fotos gibt.
Kurz drauf bekomme ich Bilder. Aha, toll. Dürr, ohne Muskeln, nur komische Wülste an der Schulter. Keinen Hals, und das bischen was da ist, ist Unterhals. Und schauen tut der, als wäre er auf Valium...
10 Minuten später: Naja, ich kann ja mal anrufen.
...
nach etwa 90 Minuten Telefonat lege ich auf. Was habe ich gerade getan? Ich habe der Frau vom Tierschutz fest zugesagt. Ich habe gerade praktisch per Telefon ein komisches Pferd gekauft. Nur nach einem (hässlichen) Bild. Der kann nix, garnix. Wahrscheinlich ist er komplett gestört. Und wenn er zum Schlachter soll ist er vielleicht platt auf allen vier Füßen
Äh...und jetzt? Shit, ich brauch nen Stall!!!!!!!
nach einer weiteren Stunde telefonieren, habe ich jemanden gefunden, der kurzfristig das Pferd aufnehmen kann, solange, bis wir an unserem Stall zusätzliche Möglichkeiten für ein weiteres Pferd geschaffen haben.
Jetzt bin ich aufgeregt und will unbedingt meine Aufregung mit jemandem Teilen...
wenig später hat sich das gelegt. Ich habe ein Paar Freunde angerufen, um die Neuigkeit zu erzählen. Doch so wirklich gefreut mit mir hat sich keiner... Eher wurde ich als bekloppt, verrückt, naiv, dumm, unüberlegt,...bezeichnet. Und das waren noch die netteren Sachen...
Tags drauf erhalte ich die Nachricht, dass, dank meiner festen Zusage die Pferde beim Besitzer bleiben können, bis ich sie hole. Die Stute nehme ich auch mit, sie geht dann von mir aus weiter nach München zu ihrem neuen Frauchen. Holla, ist das alles aufregend.
Dann ist er da, der Große Tag. Sonntag, 10. Oktober! Um 4:30 Uhr fahre ich los. Ich, mein Picknick-Korb und mein Hund...der einzige, der mich begleitet. Naja, er kann sichs ja nicht wirklich aussuchen.
Sonst war niemand bereit-das heißt zwei liebe Freundinnen schon, aber die eine muss arbeiten, und die andere Trauzeugin sein. Nun ja, eine lange Fahrt liegt vor mir. 5,5 Stunden nach Eschede. lange Zeit, um nachzudenken, Zweifel zu bekommen...
Nach drei Stunden bin ich kurz davor, wieder umzudrehen, ich muss eine der beiden Freundinnen, die mich nicht für irre halten, anrufen. Sie baut mich auf! Sie macht mir mut und ihr esoterische Ader sorgt für den Rest.
Ziemlich beruhigt fahre ich weiter, treffe pünktlich um 10 Uhr meine Kontaktfrau (sie kennt den Besitzer, hat selbst ein Pferd von ihm) auf nem großen Supermarktparkplatz. 
Sie ist völlig von der Rolle. Der Besitzer sei so schlimm und ich solle ihm niemals widersprechen und so, sonst würde er uns achtkantig vom Hof werfen..
Ich bereite mich auf ein Ungeheuer von Mann vor.
Und ich beginne, mich etwas zu fürchten. Was, wenn er mich gar nicht rein lässt? Wenn er die Pferde doch zum Metzger gebracht hat?
(Fortsetzung folgt)

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