Sonntag, 15. Juli 2012

Das runde muss in das Eckige oder: los, Pferd! Spring in die Kiste!


Die ausgefeilte Verladetechnik seines Vorbesitzers habe ich ja schon beschrieben. Und, wie nicht anders zu erwarten, geht mein traberli nicht auf zwei Meter an einen Pfedrehänger heran. Mich macht dieses Wissen unruhig. Was, wenn etwas passiert und er schnell in eine Klinik muss? Das müssen wir üben. So fahre ich an einem Nachmittag den Hänger in eine eingezäunte koppel und beginne mit dem, was als Verladetraining geplant war. Ach du schreck! Celli sieht den Hänger, und ist völlig von der Rolle! Er bläht die Nüstern, er prustet, er wird einen Meter größer neben mir... er weicht zurück...und gerade stehen wir mal sichere 10 meter weg vom Anhänger. Behutsam versuche ich, ihn dahin zu führen, doch er scheint mich gar nicht wirklich wahr zu nehmen. Es geht einen Schritt vor, zwei zurück... Stundenlang.
Es dauert drei Stunden, wirklich 180 Minuten, und wir sind soweit, das ICH auf der Rampe stehe und Celli, die ganbze länge des Stricks ausnutzend, steht in Respektsabastand davor. also soch kanpp 2 Meter weg. Und DAS ist mein erfolg für heute! Ich bin entmutigt, frustriert, zweifle an meinen Fähigkeiten und unterschwellig bin ich Zornig auf die Ignoranz und den fehlenden Pferdeverstand der anderen.
Es ist mittlerweile stockfinster. Ich lobe mein Hottehüh, der ist im Kopf offensichtlich auch ziemlich geschafft, und wir tingeln zum Stall. Zufrieden sehen wir beide wohl nicht gerade aus!


Doch es hilft ja nichts, das Verladetraining muss weiter gehen. Immer am Wochenende, ohne Zeitdruck, mache ich mich mit dem Pferdehänger auf, um weiter zu üben. Es dauert viele Trainingseinheiten und viele viele Stunden, bis wir soweit sind, dass wir halbwegs direkt und gerade aus mal bis zur Rampe hingehen können. Jetzt soll er also auf die Rampe treten. Und da gehts los! Zum ersten Mal erlebe ich,dass mein Traberle zu kämpfen anfängt, und da richtig! Er steigt, rennt so schnell rückwärts, wie er noch nie vorwärts unterwegs war. Er steigt noch mehr, dabei hebt er mich glatt einen Meter in die Luft, er knallt mich gegen die Hänger wand, er kreiselt um sich selbst...
so kann ich nicht weiter machen. Zumal meine Freundin, bei der er zu der Zeit wohnt, einmal vorbei kommt und kreidebleich meint, ich solle sofort aufhören, das Pferd bringe mich sonst um!


Ein paar mal versuchen wir es weiter, und durch seine steigerei landet er zumindest mehrmals mit den Vorderhufen auf der Rampe, aber mit Training hat das, was hier abgeht nicht mehr viel zu tun. Meine erste Gegenmaßnahme ist ein kappzaum. Einer aus Portugal, ohne diese unnützen Gelenke, in die sich nur alles einzwickt und die die Wirkung eines Kappzaumes eigentlich unmöglich machen.
Als er den in verbindung mit einer Longe dran hat, beim nächstebn Training, schießt er wieder in die Höhe wie eine Rackete. Und ich halte gegen, und zwar so kräftig ich nur kann. Die Longe ruckt, ich häng mich rein, und er hebt mich nur ein paar Zentimeter in die Luft, da setzt auch schon der Kappzaum seine Wirkung ein und "plums" lässt Celli sich sofort wieder auf seine vier Füße fallen. Das hats wohl gebraucht! Jetzt steht er da, guckt ratlos, ziepelt etwas hin und her mit dem Kopf, lotet aus, was da an seiner Nase nun hängt. An diesem Tag schaffen wir es, einen Vorderfuß auf dei Rampe zu stellen Hurra!!!
Es soll aber noch eine Weile Dauern, bis ich an einem samstag auf alle Lehrbücher pfeife. Ich nehme mein Pferd mit zum Anhänger, lasse die Longe lang nd lass ihn grasen. Mit dem Longenende in der hand stell ich meinen Klapstuhl in den Hänger, krutsche und krame vorne im Anhängerherum und lass das Pferd wos ist. Nun, neugierig ist er ja schon, der Herr Traber! Irgendwann pirscht er sich seitlich an die Rampe ran, gaaaaanz heimlich natürlich, und schaut mal vorsichtig um die Ecke, was ich da drin treibe. Na, was mach ich? was ganz tolles. ich sitz im Klappstuhl, ganz bequem und, das ist ja der Oberhamme, esse eine Karotte!
Das findet das Trabertier dann irgendwie gar nicht mehr bedrohlich. Laaangsam, ganz unendlich langsam klettert er auf die Rampe. erstmal nur ganz unten am Rand. Dann der test: Ist mein Hals wohl lang genug, dass ich von hier aus da hin komme? Nein. Hm.ein weiterer winzig kleiner Schritt, wieder den Hals lang gemacht. zu dumm, reicht immer noch nicht. Ein paar Minuten steht er so da, halb auf der Rampe und schaut sich immer wieder um. Und dann schnaubt er einmal ab, und kommt zu mir! Ichsitze da! wie in stein gemeißelt, wage nichtmal, Luft zu holen. Nun ja, ich muss mich bewegen, ich will ihm ja ne Rübe geben. Er schnappt sie sich und schießt in einem Affenzahn rückwärts wieder runter. Egal! er war drin! das war toll!
Ich mache das Spiel noch ein paar mal mit, dann steh ich auf und räume den Stuhl weg.
Nun stehe ich im anderen Abteil und nach einigen Wacklern kommt Celli im ein Abteil hoch, während ich nebenan stehe. Jetzt habe ich im Futtertrog gleich mehrere Rüben liegen. Und langsam, immer eine Hand am Pferd, gehe ich nach hinten und schließlich schaffe ich esm, die Stange zu schließen! Was für ein erfolg!!!
Das soll reichen für heute! Schwebend vor Hochgefühl tappekln wir zurück zum Stall. und da erfahre ich, wir wurden beobachtet!!! "Naja, also das war ja schon sehr komisch, was du da gemacht hast! Wenn du willst, helfe ich dir mal!" Ok, sie hat erfahrung mit dem Verladen...es gab einen Versuch, es ist bei einem Versuch geblieben, danach habe ich wieder selbst geübt!!! Mehr sage ich dazu nicht.
Nach weiteren Übungsstunden können wir schon eine Runde um den Block fahren. Das ist so toll! Ich glaube, wir haben es geschafft!
Dieser gedanke wird sich leider als Irrtum erweisen.
Der November war lange sehr schön, aber der Winter hat uns schließlich erreicht. Das Hänger fahren klappt ganz gut inzwischen und so beschließen wir, mal gemeinsam in die Reithalle des Reitvereins zu fahren. Etwa 15 Autominuten weg. Gesagt, getan. Nach ein paar Anläufen ist Celli im Hänger, ganz ohne gehts halt nicht... aber es dreht sich nur noch um Minuten, nicht mehr um Stunden.
In der Halle benimmt er sich anständig, macht brav mit, gallopieren mag er aber auch hier nicht. Theoretisch versteht er schon, was ich will, aber er tritt so unsicher und wackelig auf, dass er immer wieder wegrutscht. Ärgerlich. Plötzlich fällt Meiner freundin und ihrem freund ein, dass ie ja weg müssen, und ich beschließe, noch zu bleiben, weil ich gerade noch mitten drin stecke. und vielleicht klappt es ja mit dem gallop, wenn wir die Halle für uns haben...
Es klappt ein bisschen... mit komischer Haltung schaffen wir zwei, drei gallopsprünge, aber nix wirklich gutes. da muss ich mir was überlegen. Nun, auf nach hause. Beim Absattel etc. ist celli superbrav, obwohl ja die anderen pferde längst weg sind. Draußen dämmert es schon. Ich geh also mit ihm raus, will ihn in den Hänger führen. Wiue üblich geht er erstmal nochmal rückwärts wieder runter, um dann einen zweiten Anlauf zu nehmen und wieder einzusteigen. Doch auf halbem wege, plötzlich und ohne Vorwarnung, steigt er hoch, schießt zurück, reißt mir den Strick aus der hand und donnert davon! Ach du schreck! Er rast, übrigends im gallop, überd ie Felder, mit wehender Decke und flatterndem Strick und ist schnell aus meiner Sichtweite verschwunden. Ich springe ins Auto und rase los. Hinterher. Panik macht sich breit. er war hier noch ie, es wird schon dunkel, der Strick, die Decke, verletzungsgefahr. Straßen, auf die er laufen und verunglücken könnte...
Ich fahre alle Straßen, alle Feldwege ab, NICHTS!!! Ich bin inzwischen völlig hysterisch. In Panik rufe ich Freunde an, die hören an meiner Stimme sofort, dass keine Zeit für Fragen ist. Bilden eine Telefonkette und kurz darauf düsen 5 Autos durch die Gegend und suchen ein Pferd. Mir ist schlecht, ich kann nicht denken, Tränen kullern ir übers gesicht. Nach einer weiteren halben Stunde klingelt mein Handy.schon will sich Hoffnung breit machen. jemand hat ihn, Aber es ist Stefan, einer aus meinem "Suchtrupp". Er hat ihn nicht gesehen. Hilfe, hilfe!!! Doch er will weiter helfen."Julia, das hat so keinen Sinn. Wir fahren schnell nach Hause und holen mein nachtsichtgerät!" Mein Held! Ein Nachtsichtgerät, es könnte die Rettung sein. Ich fahre zum X-ten mal den selben Weg ab, da klingelt wieder das Handy, Stefans Freundin Silke: "Julia! Wir haben ihn! Er steht im Dorf am Hoftor zum pensionsstall! Ich Heule schon wieder, diesmal vor Erleichterung! Mit dem Hänger kann ich nicht drehen, muss also einen großen bogen fahren, um ins Dorf zu kommen. Und da steht er. mein Brauner! Vor dem Tor zum Pensionstall am Ort. Dort, wo jeder von uns zuvor schon 5 mal gesucht hat! Die Göttin allein weiß, wo er überall herum geirrt ist. Silke hat kurzerhand aus dem Stall einenStrick geliehen und hält ihn fest. aber er macht ohnehin keinen Fluchtversuch mehr. Nacheinander trudeln alle Sucher ein. Teilweise schon in Ausgehklamotten. Wie peinlich! was hab ich tolle Freunde! Gemeinsam verladen wir mein pferd, und diesmal geht er, beinahe dankbar, sofort hinein. Dann drückenund herzen mich alle und erneut kullern Tränen. Ich bedanke mich bestimmt 1000Mal. und dann fahre ich richtung Stall davon. Dort hat mich noch keiner vermisst, was mich etwas wundert, aber naja.
Celli ist wieder ganz der alte und geht sofort zu seinem Heuberg. ich dagegen bin immer noch zittrig und mir wird klar, dass ich bei diesem Pferd vieles überdenken muss!

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