Samstag, 13. September 2014

"Lass ihn laufen!"

Ich habs getan. Ja, entgegen aller Vorsätze, habe ich es doch wieder getan. Ich bin auf ein Reitturnier gefahren. An Nadines Hochzeit haben mir Christine und Yvi die diesjährige IDMG schmackhaft gemacht und in einem Anfall von unfassbarer Unvernunft habe ich dann auf den letzten Drücker das Trabertier und mich genannt. Mein erstes Gangpferdeturnier und seines auch. Mann, war das alles aufregend! Nachdem ich mich durch die umfangreiche PO gewühlt hatte und bei Christine noch Rat eingeholt hatte, nannte ich Freizeitreitertölt, Mehrgang für Freizeitreiter und den Trail leicht. Wobei per Definition bei der IGV jeder als Freizeitreiter zählt, der kein Geld mit den Pferden und der Reiterei verdient.
Schneller als mir lieb war, war es dann soweit. Am Donnerstag den 4. 9.2014 reiste ich ganz gemütlich an und Celli bezog seine Box im alten Gestütsstall in direkter Nachbarschaft zu Jacinto und Diosa. 
Christine hatte für uns im nahe gelegenen Zotzenbach eine ganz urige Ferienwohnung gemietet und da fuhren wir erst mal hin. So konnten wir und die Ponys erst mal ankommen. Zu uns stieß noch, ohne Pferd aber um nichts weniger motiviert, Maike Wolf als vierte in unserer IDMG-WG. Abends, nachdem wir eine "Bergtour" durch den Odenwald unternommen hatten, zischten wir ein Bierchen und bestellten uns der Einfachheit halber etwas vom Asia-Lieferservice. 
Am Freitag liefen dann praktisch alle Vorentscheide und einige Kombiprüfungen. Meine Aufregung hatte in zwischen doch ungesunde Ausmaße angenommen. Ich beneidete Christine und Yvi, die beide völlig entspannt waren. Christine hat sich dann am Vormittag noch spontan zur Richtertagung als Anschauungsobjekt zur Verfügung gestellt. Und dann, ab Mittag, begannen unsere Prüfungen. Christine startete in der leichten Rittigkeit und schlug sich dort mit Jacinto richtig gut. Ich startete als erstes im Trail leicht und war dann doch etwas konfus vor Aufregung. der Traber hat das Beste draus gemacht... Yvi kam danach im mittleren Trail an die Reihe und zusammen mit Frau Sumpf zeigte sie uns mal, wie sowas geht. Absolut souverän meisterten sie die meisten Hindernisse. Nur beim Stillstehen muckte Diosa aus Prinzip ein bisschen, und am Tor entstand eine kleine Diskussion, die Yvi aber mit hartnäckigem Festhalten des selbigen gewann. :)
Christine und Jacinto, Yvi und Diosa; Foto: Ellen Vierhaus




Danach kam der Freizeitreitertölt. Den habe ich leider gehörig versemmelt. Ich war so angespannt und habe so dem Traberlein nur wenig helfen können. Am Ende waren wir beide viel zu Verspannt. Somit leider raus im Vorentscheid. Aber alles halb so wild, ich wollte ja hauptsächlich Erfahrung sammeln. Yvi rutschte direkt mit einem 3. Platz durch ins A-Finale.
Dann waren wieder Christine und Jacinto dran. In der einfachen Töltprüfung zeigten beide eine gute Vorstellung und qualifizierten sich mit einem genialen 2. Platz auch gleich fürs A- Finale.
Im Anschluß starteten Yvi und ich dann noch in der Mehrgang für Freizeitreiter. Nach dem verhundsten Tölt vom Nachmittag war ich da doch sehr verunsichert und entsprechend verkrampft war dann auch unsere Tölt-Tour. Aber Schritt, Trab Galopp, da kenn ich mich aus. Schön kontrolliert im Arbeitstempo stellte ich also mein  Trabertier vor. Na, das war doch ganz gut, so dachte ich. Ja, nichts da!
Kaum hatten wir die Bahn verlassen, wurde ich aufgeklärt, dass das hier keiner sehen wollte. Viel mehr , so erfuhr ich etwas zu spät, sollte ich doch zeigen, welches Potential an Gängen in meinem Pferd steckt...aaaaha! deswegen fetzen die hier alle so über die Bahn! Und wieder was gelernt!Trotzdem hieß es B-Finale, genau wie bei Yvi. 
Eigentlich war nun für uns der Turniertag zu ende. Aber Christine startete dann noch spontan mit Jacinto im Ausdauertölt. Und wie eine gute Diesellok lief der Zwerg Runde um Runde und wurde immer besser. Auch wenn die 20 Minuten gegen Ende dann an die Kraft gingen, so hat er sich doch super präsentiert, zwischen all den aktionsreichen Pferden!
Nun war es aber endlich geschafft und ICH war auch geschafft. Heute aßen wir direkt vor Ort im Festzelt an der Bahn. Und das Catering ist wirklich eine besondere Erwähnung wert! Vielseitig, lecker und für jeden was dabei! Besonders die hausgemachte Suppe hat bleibenden Eindruck hinterlassen.
Bis wir dann alle in der Pension, geduscht und bettfein waren, ging es schon stramm auf Mitternacht zu.
Der Samstag begann recht entspannt mit Pferde versorgen und erst einmal Kaffee trinken.
Heute hatten die Finos einiges vor. Zunächst startete Christine mit Diosa in der Horsemanship Prüfung. Eine ganz tolle Kombination aus Gehorsam, Rittigkeit und Trail. Herr Feldmnann moderierte diese Prüfung selbst und gab für die Zuschauer so einige interessante Erläuterungen dazu. Die Prüfung behalte ich mal im Hinterkopf, die hat mir richtig gut gefallen. Gefallen hat mir auch, wie toll Christine das gemeistert hat.
Mittags und Nachmittags kamen dann gleich mehrere Fino-Prüfungen in denen neben Diosa und Jacinto noch weitere Finofreunde zu sehen waren. Und da ich heute viel entspannter war, konnte ich den Tag auch voll genießen. Christine und Yvi starteten in der Country Pleasure für Paso  Finos und sammelten fleißig weiter Schleifen. Christine und ihr Zwerg belegten doch glatt den zweiten Platz, Yvi und Diosa schafften den vierten.
Celli und ich im A-Finale Mehrgang. Nur Fliegen ist schöner!
Foto: Yvi Tschischka
Angedacht war unser B-Finale im Mehrgang für 20:15Uhr. Letzten Endes war es beinahe 21 Uhr. Mir war in zwischen alles wurst, ich hatte das B-Finale erreicht, mehr als ich erwartet hatte. Ich war gebrieft von Christine und Maike und die Bahn war mit Flutlich ausgeleuchtet, eine einmalige Atmosphäre. Also alle Nerven weggepackt und einfach Spaß haben! So war der Plan. Und siehe da, schon waren wir beide lockerer unterwegs. Im Tölt lief Celli viel flüssiger, allerdings fiel er noch ein paar mal aus, aber egal. Immer Maike im Ohr "Lass ihn gehen, lass ihn laufen..." jedes mal, wenn ich an ihr vorbei kam, ließ ich ihn laufen... Und was hatten wir Spaß! Ziemlich schnell hat der Powertraber gecheckt, was abging und hat die Beine geschmissen. Einfach grandios. Im Galopp sind wir über die Bahn geflogen, so dass ich kurzfristig Sorgen hatte, ob ich jemals die Bremse wieder finde. Aber was ein anständiges Trabertier ist, das läßt sich brav wieder durchparieren. Ich war voll gepumpt mit Adrenalin, hätte noch weiter um die Bahn sausen wollen, aber schon war die Prüfung vorbei. Und direkt im Anschluß kam es zur Platzierung des B-Finales.Einer nach dem anderen wurde aufgerufen, beginnend mit dem letzten Platz. Irgendwann dachte ich, hey, die haben uns vergessen, doch dann: 2. Platz im B-Finale für Celli und mich! Ich bin beinahe geplatzt, so stolz war ich auf mein Pferd! Gleichzeitig bedeutete das, dass das Trabertier direkt ins A-Finale gebrettert ist, Wahnsinn!
Ich war völlig überdreht, meine Umwelt hielt mich wahrscheinlich für grenzdebil, was mir aber egal war, und der Traber war nun wirklich müde. Jetzt durfte er aber auch endlich seine wohlverdiente Ruhe genießen, während wir Menschen noch auf ein Bierchen zum Festzelt zurück kehrten.
Neben all den vielen Eindrücken möchte ich noch mein persönliches Zuschauer-Highlight erwähnen: Am Samstag startete Ralf Kreuzmann mit seiner TT-Stute Quiz Island im Sporttölt und im Viergang für Großpferde. Ich saß nur noch staunend da, wie die Stute marschiert ist. Tempovariationen von ruhig bis full Speed und dabei immer in einer korrekten Haltung, ich war ganz neidisch. Aber für mich sollte dieses Pferd eine Motivationshilfe werden. Wenn ich es irgendwann schaffe, mein Traberchen nur annähernd dahin zu bringen, werde ich echt stolz sein! Danke auch an dieser Stelle an Ralf für seine vielen Tips für mich und mein Pferd.
Dank meines Trabertieres durfte ich ja nun noch am Sonntag  im A-Finale starten und musste somit gleich früh am Morgen ran. Das war aber gut so, denn dank Hochnebel und dagegen ankämpfender Sonne war es bereits um 9 Uhr morgens ziemlich schwül und mein Pony war schon vom Weg vom Stall nach oben auf die Bahn leicht angeschwitzt. Das veranlasste mich, nur wenig abzureiten. Leider führte das dazu, dass Celli dann zu Beginn der Prüfung noch nicht wirklich locker war und die erste Tour nicht so toll war. Trotzdem hatten wir noch mal Spaß, gegen Ende allerdings musste ich dann doch schon treiben, der Traber war einfach müde von dem langen Wochenende. Am Ende hieß es 7.Platz und damit mehr als ich überhaupt zu hoffen gewagt hatte. Natürlich auch wieder Dank der eifrigen Unterstützung vom Zaun!
Platzierung A-Finale Mehrgang
Foto: Yvi Tschischka
Direkt im Anschluß kamen dann Christine und Jacinto in der einfachen Töltprüfung. Und sie verteidigten die Ehre der Paso Finos und ihren 2. Platz aus dem Vorentscheid. Super!
Und zum Abschluß sicherten sich noch Yvi und Diosa den 5. Platz im Freizeitreitertölt-B-Finale.
Damit hatten wir drei dann unsere Prüfungen alle geschafft. Ich packte so langsam zusammen und etwa um 15:30 Uhr tuckerte ich wieder gen Heimat, nachdem mir ein sehr netter Gestütsangehöriger beim Anhängen des Pferdehängers behilflich war.
Wobei wir beim wichtigsten aller Themen wären: Über die gesamten vier Tage hinweg begegneten uns nur freundliche und hilfsbereite Helfer, sowohl an der Meldestelle, als auch im Stall und überall auf dem Gelände, immer gut an den einheitlichen Shirts zu erkennen. Die Verpflegung war absolut top! Bisher das Beste, was ich auf Turnieren oder ähnlichem erlebt habe. Die Stallungen waren ordentlich, die Boxen reichlich eingestreut und sogar mit Lecksteinen bestückt. Die Reithalle und die Bahn wurden gewässert und gepflegt, 1A. Und die Bahn, ja die ist natürlich ein Traum für Reiter, Zuschauer und Fotografen. Oben auf der Höhe gelegen mit Panoramablick über den Odenwald, einfach nur idyllisch!
Ich denke, für mein erstes Gangpferdeturnier habe ich mir die perfekte Veranstaltung ausgesucht!
Danke an Christine und Yvi fürs Belabern und Überreden und den Support während des Turniers. Danke an Maike für Hilfe, Rat und fürs Anfeuern. Danke an alle Helfer, Richter, Sprecher, Sponsoren....für die Möglichkeit eines solchen Turniers!
Und DANKE ans beste Trabertier aller Zeiten, meinen Hucellus Junior, der jede neue Idee von Frauchen mit macht, sei sie auch noch so dumm, der mir den verbockten Freitag verziehen und am Samstag alles gegeben hat und der am Ende wieder so cool in den Anhänger geklettert ist und mir einfach immer Freude bereitet!
Abschließend kann ich sagen, ich habe wirklich Blut geleckt und will MEHR! Höhö.

Cellis Ergebnisse:
Mehrgang für Freizeitreiter: B-Finale 2. Platz > A-Finale 7.Platz
Trail leicht : 5. Platz