Sonntag, 22. Juli 2012

Die Propheten der Schwerter des Lichtes unterwegs zu Simone Carlson...


Am heutigen Sonntag hat Simone Carlson, "Im Sinne des Pferdes" ,zum  Tag der offenen Tür nach Billingshausen  geladen. Da Ihr Stall in angenehmer Reitentfernung zu uns liegt, hatten Petra und ich beschlossen, uns zu Pferd dorthin auf den Weg zu machen.Nicole mit ihrer Haflingerstute Sandy kam zu uns geritten, um vom unserem Stall aus mit uns gemeinsam nach Billingshausen zu reiten.  Und sogar das Wetter hatte ein Einsehen, so konnten wir heute morgen um elf Uhr bei schönstem Reitwetter starten.  Die Strecke dorthin ist wirklich schön. Auf unserem Hinweg wechselten sich Felder und Wald ab und es gab viele schöne trab-und galopptaugliche Wege. unsere Pferde liefen sehr schön miteinander und Gesprächsstoff gibt es ja ohnehin immer genug, (auf dem Hinweg noch recht bodenständig, was sich später jedoch ändern sollte) sodass unsere 1,5h Reitzeit wie im Fluge vergingen. 
Bei Simone angekommen warteten unsere vorbestellten Paddocks mit bereitgestelltem Wasser auf unsere Pferde, und für uns selbst gab es erst einmal ein Glas Sekt. Für das leibliche Wohl war bestens Gesorgt und neben Steak und Bratwürsten gab es auch für die "andersgläubigen" Laugenstangen mit Gerupftem oder Brot mit leckeren vegetarischen Brotaufstrichen. Immer wieder entdeckte der eine oder andere ein bekanntes Gesicht und wir schwatzen und tratschten hier und da. Auf dem schön angelegten Reitplatz zeigte Simone einen Querschnitt durch ihre Arbeit mit den Pferden, machte Vorführungen am Boden und im Sattel. Daneben gab es noch Kinderreiten, Vorträge über Pferdegestütztes Coaching, Homöopathie für Pferde und Physiotherapie. und natürlich durften alle Interessierten bei regelmäßigen Führungen einen Blick in den Schauer Aktivstall mit all seinen Finessen werfen. 
Alle Beteiligten hatten wirklich eine schöne Veranstaltung auf die Beine gestellt, ein großes Lob an dieser Stelle.
Am späten Nachmittag machten wir drei uns dann mit bester Laune wieder auf den Heimweg, diesmal über einen wunderschönen Wiesenweg durch eine Senke und den Wald zwischen Leinach und Himmelstadt. Der Weg hatte schon beinahe etwas spirituelles, wie wir in unserer Hühnergackerlaune feststellten. Es duftete nach Kräutern und ein unbekannter hatte doch Tatsächlich in regelmäßigen Abständen kleine Schalen mit Kräutern auf Pfosten aufgestellt, was schon mal wilde Spekulationen bei uns anregte, ob es sich wohl um ein seltsames und geheimes Ritual handelte??? (Leider habe ich vergessen, das zu fotografieren.)Vielleicht versteckte sich eine streng geheime Gemeinschaft dahinter...Wer weiß, ob es die Nachwirkungen des Sekts waren, oder ob wir einfach komplett gaga sind, jedenfalls sponnen wir uns in entrückte höhen, fantasierten über  Kräterräucherungen und ausgeklügelten Reinigungsritualen bei Vollmond,Die Schwerter des Lichtes gen Himmel gereckt...natürlich alles untermalt mit viel Gegackere und Gepruste. Die Propheten der Schwerter des Lichtes unterwegs, wehe, wenn sie losgelassen .Gerade noch hatten wir vom Gespräch mit den Bäumen und dem Umarmen der selben gesprochen. Und als wir uns gerade wieder beruhigen wollten, und wieder beinahe ernst waren,fanden wir DAS!!! am Wegesrand:




Dann wars natürlich komplett vorbei! zum Glück haben wir alle sehr duldsame Pferde, die die hin und wieder auftretenden Hysterie unsererseits stoisch ertragen. Aber sogar wir kamen irgendwann wieder runter auf den Boden der Tatsachen, verließen etwas wehmütig die virtuelle Planung unseres zukünftigen "Spirituellen Zentrums" und setzten nun wieder wie halbwegs normale Menschen unseren Weg fort.
Oberhalb der Leinacher Straße trennten wir uns von Nicole, die in ihre Villa Kunterbund zurückkehrte, während unsere Pferde dem stetig lauter werdenden Ruf ihrer Futtertröge eilig folgten.
Das Wetter hat uns sehr verwöhnt, die Reitstrecke war wunderschön und der Besuch bei Simone wirklich interessant. So soll ein erfüllter Sonntag aussehen!

Uffbasse!!!

Schon im November hatte ich, einem inneren Reflex nachgebend, Tickets für das Bühnenprogramm von Bülent Ceylan *schmacht*  "Wilde Kreatürken" gekauft. Gestern war es dann endlich soweit und Mel und ich machten uns auf zur S. Oliver Arena. Wobei Mel  keine Ahnung hatte, wohin ich sie mitschleifte. Erst als wir am Eingang standen und ich die Tickets zückte, ließ ich sie dann gnädigerweise mal einen Blick darauf werfen. 
Ganz nach dem ungeschriebenen aber uralten Gesetz: "Konzert = Innenraum. Comedy = "Muppet Show" , suchten wir uns Plätze auf der Empore, von denen wir eine perfekte Sicht auf die Bühne, aber auch auf den Innenraum hatten, was sich zu späterem Zeitpunkt noch als Vorteil erweisen sollte. (Ich sag nur: Prost Stefan!!!") 
Außer dem von der S. Oliver Arena schon altbekannten "Klo-Problem" (Viel zu wenig  Toiletten für viel zu viele Menschen) war alles recht entspannt und gesittet. Mit der deutschen Pünktlichkeit seiner Mütterlichen Hälfte stürmte Bülent punkt 20 Uhr die Bühne. Mit viel Stropos, noch mehr Haar und Hammermusik...aber ohne Feuer (Vielen Dank auch, Herr Feuerschutzpolizist!!!)  fegte er von links nach rechts und natürlich gabs sein ultimatives Häädbäänge zu sehen. Von der ersten Minute an hatte Bülent das gesamte Publikum bei sich. Und die drei stunden verflogen viel zu schnell! Mit einer perfekten Mischung aus Programm, Imprvisation und Spontanität brachte er den Saal zum Kochen. Mir tut heute noch der bauch weh, vor Lachen! Sympatisch auch, wie er es immer wieder schafft, zuschauer mit einzubeziehen, und sogar aus dem Klogang zweier Herren aus dem Publikum einen Stand-Up macht! Uns liefen buchstäblich die Tränen herunter, vor lachen. Wir lachten sogar so sehr, dass das beinahe einen Gag zunichte gemacht hätte! Und wir bekamen sie alle!!! Anneliese "Ruhisch!", Harald "es juggd nimmä so schlimm", Yeti Günther, Mompfreed "Bumbewasserzang", Aslan , Hassan.... alle waren da und alle durften mal kurz aus ihrem Käfig raus! 
Fazit: Die Mischung aus Selbstironie, Realsatiere und einfachem "Den-Leuten-auf -den-Mund-schauen" ist einfach unschlagbar!! Es wäre müßig, hier zu versuchen, Witze nachzuerzählen, das muss man gesehen haben!

Montag, 16. Juli 2012

Bist du eigentlich ein RICHTIGER Reiter???

Wann ist man ein richtiger Reiter? Wenn man Lektionen bis in die hohen Klassen beherrscht und mit Leichtigkeit von seinem Pferd abrufen kann? Nein.
Wenn man sich über die höchsten Hindernisse wagt, ohne mit der Wimper zu zucken? Nein.
Wenn man alle Pferde, egal ob jung oder alt händeln kann und furchtlos zu jedem wilden Hengst in die Box geht? Nein.
Wenn man die weitesten Strecken zu Pferde zurückgelegt hat? Nein.
Wenn man die Wände voll mit Schleifen und Pokalen hat? Nein
Tja, wann ist man denn dann ein RICHTIGER Reiter???
Wenn man früh morgens aufsteht, bei strömendem Regen die Pferde versorgt, im knietiefen Matsch über die Koppel stapft, um ein verlorenes Eisen zu suchen, unterwegs noch einen Notfallgraben zieht, um den Stall vor der Überschwemmung zu bewahren...
Wenn man bei 35Grad im Schatten 500 Ballen Heu in einer stickigen und schwülen Scheune stapelt...
Wenn man bis Mitternacht auf den Tierarzt wartet und ein krankes Pferd betreut, wenn man danach noch weiter bei dem Pferd bleibt bis zum Morgengrauen...
Wenn man stundenlang auf dem Pferderücken sitzt, den Rhythmus in sich aufnimmt und komplett auf sich zurück fällt und eine sonst nie gefühlte Zufriedenheit empfindet...
Wenn man  drei- bis vierstellige Summen an den Tierarzt überweist, ohne auch nur einen Gedanken an die neue Küche, das neue Auto oder das neue Sofa zu verschwenden...
Wenn man in die Augen seines Pferdes blickt und keinerlei Wunsch nach Luxus, Urlaub oder ungefüllter Freizeit verspürt...
Wenn man den ganzen Tag am Stall gearbeitet hat, nass bis auf die Knochen, Schwielen an den Händen, schmerzen im Rücken... und wenn man nach all dem nach hause kommt, und auf die Frage "wie wars?" ohne zu zögern mit "Schön, wie immer!" antwortet, DANN ist man ein richtiger Reiter.

Sonntag, 15. Juli 2012

Cellis Geschichte, Teil 3:


Ich stehe also auf dem Standstreifen, im Hänger liegt die Stute und will nicht aufstehen, nebenan fängt jetzt auch Celli an, unruhig zu werden... Ich ziehe am Strick, ich rede ihr gut zu, ich brülle sie an...nichts!
Jetzt erweißt es sich als Glück, dass ich nie mein Auto aufräume und einen halben Hausstand mit mir herum kutschiere. Ich wühle im Kofferraum, bis ich eine Gerte finde, die da schon ewig liegt, jetzt weiß ich auch, warum. Also, zurück zum Hängertürchen. "Lady, entschuldige bitte" sage ich und dann knalle ich ihr links und rechts mit der Gerte eine drauf und brülle sie an wie eine Furie:"wenn du jetzt nicht aufstehst, bring ich dich um!!!" Dabei schießen mir die Tränen in die Augen..sei es Hilflosigkeit oder Scham, ich weiß es nicht. Doch es hilft. Die Stute rappelt sich auf, prustet zwei mal und steht dann da. Der Göttin sei Dank!!!
Mit zittrigen Händen baue ich die Bruststange wieder ein und schiebe beiden Pferden noch eine Rübe ins Maul. Dann klettere ich wieder hinters Steuer und setze meine Fahrt fort. Ich versuche, noch vorsichtiger zu fahren, damit ja nichts mehr passiert. Auch mal eine Erfahrung, von uralten polnischen LKWs überholt zu werden. Nun, da fühlen diese sich auch mal stark, wenigstens ein gutes Werk getan.-
Nach insgesamt 3 Stunden fahrt rufe ich die Zukünftigen Besitzer der Stute an und sie machen sich sogleich auf den Weg. Zum Glück verläuft die restliche Fahrt reibungslos und Stuti steht fest auf ihren Füßen. Etwas mitgenommen bin ich schon, als ich gegen 19 Uhr am Stall ankomme, die Besitzer der Stute sind schon da, ebenso meine Freundin, die Celli bei sich aufnehmen wird. Zunächst laden wir beide Pferde ab, was erstaunlich ruhig klappt. Nebenbei stellen wir fest, warum die Stute wohl im Hänger hingefallen ist: Der Vorbesitzer, der sie ja als Reitpferd verkauft hat, hat es wohl gut gemeint, und sie beschlagen lassen. Jetzt sehen wir, dass es sich um ganz glatte und leichte Eisen handelt. Ohne Stifte oder ähnliches, und die Stute ist wohl noch nie zuvor auf solchen Eisen gelaufen. Erst mal wird sie ein bisschen auf und ab geführt nach der langen Fahrt, dann soll sie in den anderen Hänger einsteigen, um die letzte Etappe zu ihrem neuen zu Hause zu starten. Und man glaubt es nicht, ganz brav geht sie hinein.
Celli bezieht eine Außenbox mit Paddock davor. Nebenan steht noch ein Wallach. Doch mein Celli steht in seiner Box, linst vorsichtig durch die Tür und traut sich nicht raus. Und das, wo sein neuer Nachbar beinahe vor Neugierde platzt!
Ein wenig bleibe ich noch, dann mache ich mich auf den Heimweg, es war ein anstrengender Tag.Lange noch liege ich wach, bis ich endlich Schlaf finde... Morgen gehe ich MEINEN Traber wieder besuchen! Mit diesem schönen Gedanken schlafe ich ein.
Fortsetzung folgt



Name:                    Hucellus Junior
Rasse:                   Töltender Traber
Rufname:               Celli
Alter:                      geb. 30.03.2000


-gezogen und zweijährig eingefahren bei einem Züchter aus Hamburg.
-danach verkauft und leider in die falschen Hände gekommen
-nach für den neuen Besitzer nicht zufriedenstellender Qualli Fall für den Pfedemetzger
-vom Tierschutz als relativer Notfall zur Vermittlung ausgeschrieben


...und  2004  bei mir gelandet!


Cellis Geschichte, Teil 2:


Mit mulmigem Gefühl fahre ich los, Richtung Hof. Die Frau neben mir ist so aufgeregt, dass ich mich frage, ob ich ohne Sie nicht besser dran wäre, da ich ja selbst schon mit den Nerven runter bin. Nun, wir erreichen einen hübschen Hof. Das Wohnhaus schick, der Hof gepflegt. Und dann kommt ER, der s gefürchtete Besitzer: Ein älterer Herr, ungefähr genau so groß wie ich...also 164cm, und leicht O-beinig. Na, vor DEM fürchte ich mich nicht. Wenn der mir dumm kommt, kegel ich den um. Ok, alles wieder in grün...phu, ausatmen. Wir marschieren zum Stall, in der Stallgasse stehen bereits die beiden, um die es geht. Ich weiß nicht, obs an meiner "Ankündigung" liegt (Patty hat ne sehr esoterische Ader, hatte ich das erwähnt??? Sie hat mir gesagt, ich solle mich ihm ankündigen, so in Gedanken...) jedenfalls beobachtet mich der braune genau!Der Besitzer fühlt sich wohl verpflichtet, uns irgendwie die Pferde zu präsentieren, also packt er zuerst die Stute an die Longe und lässt sie vor dem Stall im Kreis rumrennen...nun ja...ob das verkaufsfördernd ist...ich weiß ja nicht. Das selbe Schauspiel mit dem Walach. Suuper! Nach außen gestellt und hektisch schießt der um den Mann Herum, der wie ein Zirkusdirektor die Peitsche ohne erkennbare Absicht herum wedelt. Ich sage "ja, danke, sehr schön, das reicht mir." Um die Sache zu beenden. Wir unterhalten uns noch etwas, und dann kommt der Satz aus seinem Mund: " Wissen sie, es bricht mir ja jedes mal das Herz, wenn ich wieder zwei zum Schlachter gebe, jedes Jahr aufs neue..." Nun ist Jule vom Teufel geritten: So viel Dummheit in so einem kleinen Mann.
"Also, zuerstmal:steht der Wallach vorne rechts leicht vorbiegig. und dann hat er Überbeine an beiden Röhrbeinen."
Wums. Das sitzt. Er guckt...schaut..."Was...vorbiegig? Wo?" "Na DA!!!!!!!"
Ach nee, das hat er natürlich nicht gesehen. Zugegeben, man sieht es nur mit viel gutem Willen, aber gerade sehe ich sehr,sehr gut, was das angeht!
"Ja und die Überbeine, die hat er aber ganz neu, die habe ich auch noch nie gesehen" Ja klar!!!
"Naja, in Ordnung ist das nicht, aber ok..."
Der will mich also verarschen. Nun das kann ich auch.
Meine Kontaktfrau ist schon käseweis neben mir und gestikuliert wild herum, ich soll wohl den Mund halten...ich tu so, als verstehe ich sie nicht.
Jetzt will er schnell zum Geschäft kommen, wir gehen in einen Nebenraum. Und jetzt setz ich alles auf eine Karte:
"ich muss ihnen noch sagen, dass die Frau, die die Stute kaufen wollte abgesprungen ist. Ich hab 2000€, dafür nehm ich beide mit. Mehr hab ich nicht dabei!"
Er ist so überrollt, dass er einschlägt. Ich habs jetzt eilig, bevor er sich besinnt. "Mein Heimweg ist lang, lassen sie uns verladen" Die Stute ist schnell im Hänger, der im Übrigen passgenau vom Sohn des Hauses in die Stallgasse buxsiert wurde, sodass weder links noch rechts ein Vorbeikommen ist! Nun mein Wallach: DER geht nicht hoch. Der geht nichtmal an die Rampe ran. hatte ich erwähnt, dass beide, laut Besitzer verladefromm sind? Mit nem Futtereimer versucht er, ihn hoch zu locken, keine Chance...es dauert und dauert...ich muss noch 5,5 h Heim fahren..."Soll ichs mal versuchen?" frage ich ahnungslos, da brennt bei ihm die Sicherung durch. Er drückt mir den Strick in die Hand, schießt davon, so schnell ihn die kurzen O-Beine tragen, und kommt mit ner Peitsche wieder. Patsch patsch haut er dem Pferd saftig links und rechts derart auf den Hintern, dass der einen riesen Satz nach vorne macht. Beinahe schießt er vorne zur Vorderwand wieder aus dem Hänger raus...zum Glück ist der stabil. Der Typ brüllt seinen Sohn an "Mach die Klappe zu! Los Los schnell" Hilfe! So kann man also auch verladen...Ich denke, der geht mir nie mehr in den Hänger...das wird sich auch bewahrheiten,.
Ich verabschiede mich, und wir fahren los. Meine Begleiterin, kaum dass wir im Auto sitzen:"Wie hast du das denn gemacht?" "Ich hab gelogen" sage ich, und grinse frech.
Nachdem ich sie abgesetzt habe, tuckere ich Richtung Autobahn.
Ich bin schon eine ganze Weile unterwegs, auf der kerzengeraden Autobahn, mit konstanten 80 km/h, da rumpelt und knallt es plötzlich, der Hänger schaukelt sich auf, ich habe mühe, das Auto zu kontrollieren!
Was ist denn jetzt passiert? Ich schaue angestrengt in den Rückspiegel. Links sehe ich im Hängerfenster den Kopf des Wallachs.
Rechts sehe ich...nichts!
Kein Parkplatz, keine Bucht...was tun? Es bleibt nur der Standstreifen. Also fahre ich auf denselben und halte an. Einige Autofahrer hupen, jedoch, was soll ich sonst machen?
Ich klettere über den Beifahrersitz raus, öffne die Servicetür...und mir bleibt beinahe das Herz stehen! Die Stute ist gestürzt.Sie hat die Vorderbeine weit nach vorne gestreckt, die hinterbeine sind eingeknickt und stützen sich mehr schlecht als recht an der Mittelwand ab...sie hängt mit der Kehle auf der Bruststange und so, wie es aussieht hält sie genau damit das meiste ihres Körpergewichtes...Sie ist nicht panisch...sie reagier gar nicht! Sie hat aufgegeben.
Was jetzt? Ich rede Ihr gut zu, ich versuche, sie am Strick hoch zu ziehen...nichts! Es hilft nichts, ich muss per Notentriegelung die Bruststange lösen. Zum Glück schaffe ich es, die Stute sackt auf den Boden und bleibt liegen. Sie macht keinen versuch, aufzustehen. Ich bin verzweifelt, weiß nicht, was ich noch tun soll....
Wie bekomme ich sie dazu, sich auf ihr beine zu stellen?
Fortsetzung folgt

Cellis Geschichte, Teil 4:


Am nächsten Tag ist Montag. Ich muss arbeiten. Und das, wo mein neues Trabsi doch gerade gestern angekommen ist. Direkt nach der Arbeit düse ich zum ersten Stall, Mache Stallarbeit, kümmere mich um meine Stute, packe etwas Grundsausrüstung ins Auto und brause los, zum zweiten Stall.
Da es schon Abend geworden ist, steht der schon wieder im Stall. Der Lebensgefährte meiner Freundin hat die Pferde reingeholt-er ist ebenfalls einer der "Traber-Skeptiker"
Er berichtet mir, dass Celli heute auf der Koppel war. nun ja, da wo er ihn frühs hingestellt hat, stand das arme Tier abends immer noch. Er hat sich keine 3 Meter wegbewegt...
Jetzt steht er wieder in seiner Box, schielt um die Ecke als ich komme. Lucky, der Nachbar, brummelt, geht auf und ab, sagt: Komm doch mal raus da, ich will dich mal beschnuppern. Aber Celli geht lieber mal nicht vor die Tür. Also hole ich ich raus, binde ihn an, und beginne, zu putzen. Das Fell war wohl vor längerer zeit mal geschoren worden, es ist noch kurz. Aber die Mähne. Eine halbe Flasche Mähnenliquid schmiere ich rein, dann schaffe ich es halbwegs, sie zu entfilzen. Ich lasse mir schön Zeit und mein Pferdchen bleibt ganz brav stehen.
Für heute muss das reichen. Dann mache ich noch eine Ewigkeit herum mit Sattellage ausmessen und Schablonen anmessen etc. Denn ein Sattel muss ja auch noch her.


Die nächsten Tage verbringe ich ähnlich, wir lernen uns kennen und, man staunt nicht schlecht! Zwischen dem Traberskeptiker und Celli entwickelt sich eine tiefe Männerfreundschaft. Beidesreits. Die beiden mögen sich wirklich gerne und ich werde zeitweise etwas eifersüchtig. Besonders, seit Celli in die Herde integriert und in Rekordzeit zum Chef avanciert ist.Manchmal, wenn ich ihn von der Koppel holen will, mag er nicht ohne seine Schäflein gehen. Er galoppiert herum, treibt alle zusammen richtung Tor. Doch ich will ja nur ihn holen, und die anderen wissen das auch. Irgendeiner macht dann immer den Anfang, und geht einfach wieder. Also rennt das Trabertier wieder los! Jeder Bordercolly würde vor Neid erblassen. Ich hingegen marschiere genervt die Koppel auf und ab,nicht fähig, mein Pferd an den Strick zu bekommen. Nach 20 Minuten bin ich so sauer! Ich schmeiße ihm halbherzig das Halfter nach und er ist schon wieder am anderen Ende der Koppel, um diesmal die alte Fjordi-oma einzusammeln. Da kommt der Traberskeptiker anamarschiert. Er geht rein, mein Pferd guckt ihn an, er hebt den Zeigefinger und sagt nur: Steh!
Und mein Pferd steht.
Und ich steh auch-nämlich dumm da...
Toll!
Es hilft nichts, wir müssen jetzt mal anfangen, miteinander zu arbeiten. Anscheinend war die Eingewöhnungszeit schon ZU lang!
Ok, also gehen wir auf den Reitplatz, ausgestattet mit Longierzeug. Wie ich es damals beim Kauf gesehen habe, rennt Celli auch jetzt mit deftiger Außenstellung im schönen Traberhektiktrab um mich herum. Aber wenn die Jule etwas kann, dann ist es longieren. Ich arbeite beinahe jeden tag mit ihm an der Longe, und er ist sehr bemüht. Schließlich lernt er, auf die Kommandos zu hören, Übergänge in Schritt und Trab, und auch die Stellung und Biegung wird langsam aber stetig besser.
Galoppieren mag er nicht an der Longe. Ein paar mal setzt er an, aber so ungeschickt, dass er mit der Hinterhand wegrutscht. Daraufhin traut er sich nicht mehr. Ok, da arbeiten wir ein ander mal dran.
Zwischenzeitlich war ich Sattel kaufen, es ist überraschend, dass ein so schlankes und schmal gebautes Pferd, einweso weite Kammer haben kann. 

Cellis Geschichte, Teil 5:


Mehrmals die Woche gehts nun auf den Reitplatz. Wir beide sind voller Elan und höchstmotiviert! Longieren zählt weiter zum Hauptprogramm, da man dabei, meiner Meinung nach vieles erarbeiten kann. Daneben reite ich ihn auf dem Platz, steigere langsam die Zeit und auch meine Einwirkung. Gezäumt ist das TRabsi derzeit mit einer doppelt gebrochenen wassertrense, natürlich voll anatomisch geformt und Schnickschnack-fürs Pferd nur das Beste. Nach wie vor reite ich, wenn ich keine Zuschauer habe. Ich will meine Ruhe und gemessen an dem, was ich mit meiner Stute so aufs Parkett lege, sehen der Traber und ich doch noch sehr wie Bewegungslegastheniker aus.


Nun, für den Hausgebrauch kommen wir beide schon ganz gut im Schritt klar. Nun versuche ich mal, anzutraben. HILFE!!!!! Der Traber heißt nicht um sonst Traber! Celli stiefelt los, Kopf hoch, den Unterhals prächtig präsentierend, wild mit den Vorderbeinen paddelnd und . eindeutig, dieses Teil hat Hinterradantrieb! Von der Hinterhand entwickelt sich bereits beim allerersten Trabschritt ein wahnsinns Schub. Ich nehm erstmal den Hintern aus dem sattel, und belasse ihn auch in der Luft, um selbige erstmal zu holen! Nene, so wird das nix! Durchparieren. Hallo? Die Bremse wurde wohl bei all der Power vergessen. Null Reaktion. Falsch, eher eine paradoe Reaktion! Mit jeder parade legt das Tier noch zu! Ja! Er sit in seinem Element! Die Überholspur, das ist sein Revier!
Bei aller Reitkunst, ich kriege Celli nicht durchpariert. Auch auf die unschöne -ichrupfmalamzügel-Art nicht! Also hüpfe ich doch tatsächlich vom Pferd, zum ersten Mal in meinem Leben! Da bleibt er wie angewurzelt stehen. Hm, uns jetzt? Zurück an die Longe, weiter Stimmkommandos üben.
Dieses gar lustige Spiel wiederholt sich mehrere Male hintereinande. Ich frage auch verschiedene Leute um Rat, keiner weiß was. Von:" naja, vielleicht klammerst du?" Bis hin zu "na, da lang halt ma gscheit hin!" höre ich viel. Doch nichts wirklich hilfreiches ist dabei.
Die Rettung ist doch tatsächlich die Traberbeschreibung bei Wikipedia: Da steht, neben vielen anderen Dingen, die mich "Aha!2 denken lassen, dass auf der Zielgeraden das annehmen der rechten Leine als eine Art "reserven-Test" gilt. So verstehe ich das zumindest. Nimmt das Pferd die leinen an und baut Gegenzug auf, hat es noch Reserven für ein Finish. Tuts das nicht, lohnt das finishen kaum. Oho! Mein Traberle hat also, aus seiner Sicht, alles richtig gemacht. Nur ich mal wieder... Es ist aber auch schwer! In meiner region sind wir ja die Exoten schlechthin. Jeder kennt viele Gerüchte über die schrecklichen Traber, aber mit einem gearbeitet hat noch keiner.


Tags drauf, ich bin natürlich wieder voller Tatendran, nachdem ich so vieles gelesen habe, versuche ich es wieder. Und wieder schürt der Braune in schönster Trabermanier los! Doch diesmal weiß ich ja bescheid. Ich schmeiße förmlich die Zügel weg und trällere ein longiermäßiges Scheeeriiiitt! Und, es klappt!!! Na sowas, so leicht kanns sein! Glücklich, wieder eine Nuß geknackt zu haben, übe ich das stimmliche Durchparieren, und setze dabei allmählich immer mehr auch Gewicht und zuletzt Zügelhilfen ein. Und dass Celli kein Dummkopf ist, hat er ja schonbewiesen. Er versteht irgendwann, dass es jetzt bei einigen Sachen offenbar von Grundauf anders läuft.


Nun, da ich mich in die Geheimnisse des dich oft seltsamen, manchmal bis zu grausamen, Trabertrainings eingelesen habe, kommen wir toll voran. Ich fange an, nachdem takt und Losgelassenheit für meine Begriffe schon ganz o.K. sind, Anlehnung aufzubauen: Ein neues Problem! Sobald ich eine konstante Verbindung zum Maul suche, fängt Celli wie von Sinnen an, zu pullen. So heftig, dass er dabei permanent stolpert und beinahe in die Knie geht!
Daran versuche ich mich wirklich lange, jedoch verzeichnen wir hier eher Rück- als Fortschritte.
Schließlich gebe ich klein bei. Ich besorge einen LG-Zaum. Exoten sind wir eh, da kommt es darauf auch nicht mehr an. Traber einreiten verschafft einem wirklich ein Dickes Fell in der Reiterwelt, wo bei 10 Reitern 20 verschiedene Meinungen zu einem Thema auf den Tisch gefleddert werden.
Siehe da! Diese Zäumung ist der Schlüssel. Kein Pullen mehrm, kein Stolpern. Ich bin überglücklich!
Fortsetzung folgt

Das runde muss in das Eckige oder: los, Pferd! Spring in die Kiste!


Die ausgefeilte Verladetechnik seines Vorbesitzers habe ich ja schon beschrieben. Und, wie nicht anders zu erwarten, geht mein traberli nicht auf zwei Meter an einen Pfedrehänger heran. Mich macht dieses Wissen unruhig. Was, wenn etwas passiert und er schnell in eine Klinik muss? Das müssen wir üben. So fahre ich an einem Nachmittag den Hänger in eine eingezäunte koppel und beginne mit dem, was als Verladetraining geplant war. Ach du schreck! Celli sieht den Hänger, und ist völlig von der Rolle! Er bläht die Nüstern, er prustet, er wird einen Meter größer neben mir... er weicht zurück...und gerade stehen wir mal sichere 10 meter weg vom Anhänger. Behutsam versuche ich, ihn dahin zu führen, doch er scheint mich gar nicht wirklich wahr zu nehmen. Es geht einen Schritt vor, zwei zurück... Stundenlang.
Es dauert drei Stunden, wirklich 180 Minuten, und wir sind soweit, das ICH auf der Rampe stehe und Celli, die ganbze länge des Stricks ausnutzend, steht in Respektsabastand davor. also soch kanpp 2 Meter weg. Und DAS ist mein erfolg für heute! Ich bin entmutigt, frustriert, zweifle an meinen Fähigkeiten und unterschwellig bin ich Zornig auf die Ignoranz und den fehlenden Pferdeverstand der anderen.
Es ist mittlerweile stockfinster. Ich lobe mein Hottehüh, der ist im Kopf offensichtlich auch ziemlich geschafft, und wir tingeln zum Stall. Zufrieden sehen wir beide wohl nicht gerade aus!


Doch es hilft ja nichts, das Verladetraining muss weiter gehen. Immer am Wochenende, ohne Zeitdruck, mache ich mich mit dem Pferdehänger auf, um weiter zu üben. Es dauert viele Trainingseinheiten und viele viele Stunden, bis wir soweit sind, dass wir halbwegs direkt und gerade aus mal bis zur Rampe hingehen können. Jetzt soll er also auf die Rampe treten. Und da gehts los! Zum ersten Mal erlebe ich,dass mein Traberle zu kämpfen anfängt, und da richtig! Er steigt, rennt so schnell rückwärts, wie er noch nie vorwärts unterwegs war. Er steigt noch mehr, dabei hebt er mich glatt einen Meter in die Luft, er knallt mich gegen die Hänger wand, er kreiselt um sich selbst...
so kann ich nicht weiter machen. Zumal meine Freundin, bei der er zu der Zeit wohnt, einmal vorbei kommt und kreidebleich meint, ich solle sofort aufhören, das Pferd bringe mich sonst um!


Ein paar mal versuchen wir es weiter, und durch seine steigerei landet er zumindest mehrmals mit den Vorderhufen auf der Rampe, aber mit Training hat das, was hier abgeht nicht mehr viel zu tun. Meine erste Gegenmaßnahme ist ein kappzaum. Einer aus Portugal, ohne diese unnützen Gelenke, in die sich nur alles einzwickt und die die Wirkung eines Kappzaumes eigentlich unmöglich machen.
Als er den in verbindung mit einer Longe dran hat, beim nächstebn Training, schießt er wieder in die Höhe wie eine Rackete. Und ich halte gegen, und zwar so kräftig ich nur kann. Die Longe ruckt, ich häng mich rein, und er hebt mich nur ein paar Zentimeter in die Luft, da setzt auch schon der Kappzaum seine Wirkung ein und "plums" lässt Celli sich sofort wieder auf seine vier Füße fallen. Das hats wohl gebraucht! Jetzt steht er da, guckt ratlos, ziepelt etwas hin und her mit dem Kopf, lotet aus, was da an seiner Nase nun hängt. An diesem Tag schaffen wir es, einen Vorderfuß auf dei Rampe zu stellen Hurra!!!
Es soll aber noch eine Weile Dauern, bis ich an einem samstag auf alle Lehrbücher pfeife. Ich nehme mein Pferd mit zum Anhänger, lasse die Longe lang nd lass ihn grasen. Mit dem Longenende in der hand stell ich meinen Klapstuhl in den Hänger, krutsche und krame vorne im Anhängerherum und lass das Pferd wos ist. Nun, neugierig ist er ja schon, der Herr Traber! Irgendwann pirscht er sich seitlich an die Rampe ran, gaaaaanz heimlich natürlich, und schaut mal vorsichtig um die Ecke, was ich da drin treibe. Na, was mach ich? was ganz tolles. ich sitz im Klappstuhl, ganz bequem und, das ist ja der Oberhamme, esse eine Karotte!
Das findet das Trabertier dann irgendwie gar nicht mehr bedrohlich. Laaangsam, ganz unendlich langsam klettert er auf die Rampe. erstmal nur ganz unten am Rand. Dann der test: Ist mein Hals wohl lang genug, dass ich von hier aus da hin komme? Nein. Hm.ein weiterer winzig kleiner Schritt, wieder den Hals lang gemacht. zu dumm, reicht immer noch nicht. Ein paar Minuten steht er so da, halb auf der Rampe und schaut sich immer wieder um. Und dann schnaubt er einmal ab, und kommt zu mir! Ichsitze da! wie in stein gemeißelt, wage nichtmal, Luft zu holen. Nun ja, ich muss mich bewegen, ich will ihm ja ne Rübe geben. Er schnappt sie sich und schießt in einem Affenzahn rückwärts wieder runter. Egal! er war drin! das war toll!
Ich mache das Spiel noch ein paar mal mit, dann steh ich auf und räume den Stuhl weg.
Nun stehe ich im anderen Abteil und nach einigen Wacklern kommt Celli im ein Abteil hoch, während ich nebenan stehe. Jetzt habe ich im Futtertrog gleich mehrere Rüben liegen. Und langsam, immer eine Hand am Pferd, gehe ich nach hinten und schließlich schaffe ich esm, die Stange zu schließen! Was für ein erfolg!!!
Das soll reichen für heute! Schwebend vor Hochgefühl tappekln wir zurück zum Stall. und da erfahre ich, wir wurden beobachtet!!! "Naja, also das war ja schon sehr komisch, was du da gemacht hast! Wenn du willst, helfe ich dir mal!" Ok, sie hat erfahrung mit dem Verladen...es gab einen Versuch, es ist bei einem Versuch geblieben, danach habe ich wieder selbst geübt!!! Mehr sage ich dazu nicht.
Nach weiteren Übungsstunden können wir schon eine Runde um den Block fahren. Das ist so toll! Ich glaube, wir haben es geschafft!
Dieser gedanke wird sich leider als Irrtum erweisen.
Der November war lange sehr schön, aber der Winter hat uns schließlich erreicht. Das Hänger fahren klappt ganz gut inzwischen und so beschließen wir, mal gemeinsam in die Reithalle des Reitvereins zu fahren. Etwa 15 Autominuten weg. Gesagt, getan. Nach ein paar Anläufen ist Celli im Hänger, ganz ohne gehts halt nicht... aber es dreht sich nur noch um Minuten, nicht mehr um Stunden.
In der Halle benimmt er sich anständig, macht brav mit, gallopieren mag er aber auch hier nicht. Theoretisch versteht er schon, was ich will, aber er tritt so unsicher und wackelig auf, dass er immer wieder wegrutscht. Ärgerlich. Plötzlich fällt Meiner freundin und ihrem freund ein, dass ie ja weg müssen, und ich beschließe, noch zu bleiben, weil ich gerade noch mitten drin stecke. und vielleicht klappt es ja mit dem gallop, wenn wir die Halle für uns haben...
Es klappt ein bisschen... mit komischer Haltung schaffen wir zwei, drei gallopsprünge, aber nix wirklich gutes. da muss ich mir was überlegen. Nun, auf nach hause. Beim Absattel etc. ist celli superbrav, obwohl ja die anderen pferde längst weg sind. Draußen dämmert es schon. Ich geh also mit ihm raus, will ihn in den Hänger führen. Wiue üblich geht er erstmal nochmal rückwärts wieder runter, um dann einen zweiten Anlauf zu nehmen und wieder einzusteigen. Doch auf halbem wege, plötzlich und ohne Vorwarnung, steigt er hoch, schießt zurück, reißt mir den Strick aus der hand und donnert davon! Ach du schreck! Er rast, übrigends im gallop, überd ie Felder, mit wehender Decke und flatterndem Strick und ist schnell aus meiner Sichtweite verschwunden. Ich springe ins Auto und rase los. Hinterher. Panik macht sich breit. er war hier noch ie, es wird schon dunkel, der Strick, die Decke, verletzungsgefahr. Straßen, auf die er laufen und verunglücken könnte...
Ich fahre alle Straßen, alle Feldwege ab, NICHTS!!! Ich bin inzwischen völlig hysterisch. In Panik rufe ich Freunde an, die hören an meiner Stimme sofort, dass keine Zeit für Fragen ist. Bilden eine Telefonkette und kurz darauf düsen 5 Autos durch die Gegend und suchen ein Pferd. Mir ist schlecht, ich kann nicht denken, Tränen kullern ir übers gesicht. Nach einer weiteren halben Stunde klingelt mein Handy.schon will sich Hoffnung breit machen. jemand hat ihn, Aber es ist Stefan, einer aus meinem "Suchtrupp". Er hat ihn nicht gesehen. Hilfe, hilfe!!! Doch er will weiter helfen."Julia, das hat so keinen Sinn. Wir fahren schnell nach Hause und holen mein nachtsichtgerät!" Mein Held! Ein Nachtsichtgerät, es könnte die Rettung sein. Ich fahre zum X-ten mal den selben Weg ab, da klingelt wieder das Handy, Stefans Freundin Silke: "Julia! Wir haben ihn! Er steht im Dorf am Hoftor zum pensionsstall! Ich Heule schon wieder, diesmal vor Erleichterung! Mit dem Hänger kann ich nicht drehen, muss also einen großen bogen fahren, um ins Dorf zu kommen. Und da steht er. mein Brauner! Vor dem Tor zum Pensionstall am Ort. Dort, wo jeder von uns zuvor schon 5 mal gesucht hat! Die Göttin allein weiß, wo er überall herum geirrt ist. Silke hat kurzerhand aus dem Stall einenStrick geliehen und hält ihn fest. aber er macht ohnehin keinen Fluchtversuch mehr. Nacheinander trudeln alle Sucher ein. Teilweise schon in Ausgehklamotten. Wie peinlich! was hab ich tolle Freunde! Gemeinsam verladen wir mein pferd, und diesmal geht er, beinahe dankbar, sofort hinein. Dann drückenund herzen mich alle und erneut kullern Tränen. Ich bedanke mich bestimmt 1000Mal. und dann fahre ich richtung Stall davon. Dort hat mich noch keiner vermisst, was mich etwas wundert, aber naja.
Celli ist wieder ganz der alte und geht sofort zu seinem Heuberg. ich dagegen bin immer noch zittrig und mir wird klar, dass ich bei diesem Pferd vieles überdenken muss!

Cellis Geschichte, Teil 6:


Nach diesem Horrorerlebnis habe ich echt Bamel, wieder zur Reithalle zu fahren. und der Winter macht den Platz unbereitbar... Also mehr oder weniger Zwangspause, Wir üben weiter das Verladen, gehen spazieren...aber an ernsthafte Ausbildung ist nicht zu denken. Außerdem will ich ja an tinas Stall so weit kommen, dass ich mein Traberle möglichst bald nach dem Winter dorthin bringen kann. Auf dauer ist es auch ganz schön Stressig, zwei Ställe anzufahren. Also arbeiten wir am Stall, bestellen Pannels für die Box, ein vierer Fresstand im Laufstall wird angebaut...und so weiter, alles was eben so anfällt. Dazwischen brause ich immer wieder zum anderen Stall, besuche wenigstens mein traberle, auch wenn wir nicht viel machen können. Doch schon bald bemerke ich, dass diese Pause wohl gar nicht so schlecht für ihn ist. Er legt zu, sowohl an Gewicht als auch an Größe. Als ich ihn geholt habe, hatte er so ca 155 cm. Jetzt wächst er in die Höhe und auch etwas in die Breite. Er hat jetzt so langsam etwas, was man als Brust bezeichnen kann und wo eine ordentliche Lunge drin Platz hat. Mähne und Schweif werden voller und er bekommt, wahrscheinlich zum ersten Mal im Leben, ein puscheliges Winterfell.
Aus unserem ersten Winter gibt es also nicht viel Spannendes zu berichten. Das Verladen klappt wirklich gut jetzt, wenn auch nicht nach Lehrbuch. Ich habe so eine Art abkommen mit Celli geschlossen, welches so aussieht: Wir gehen nebeneinander in den Hänger, ich ins rechte Abteil, er ins linke. Dann gehe ich innen zurück und schließe die Stange. Und es darf sonst niemand da sein. Gar niemand! Keiner, der hinten steht, um die Stange zu schließen und schon gar keiner, der , gut gemeint, von hinten mal auf die Hinterhand tätschelt, um ihm Mut zu machen. Also schicke ich alle leute eisern weg, was die mit unter leicht säuerlich aufnehmen: "wir wollen doch nur helfen. Und das macht man so, beim Verladen." Ich, in zwischen eh als die komische Verrückte mit dem noch komischeren Gaul bekannt, hab in zwischen so ein dickes Fell, dass mich das kaum noch kratzt. Ich sage dann immer: "Man macht das vielleicht, ICH aber nicht. Basta!"
Mir ists egal, hauptsache, wir können so langsam entspannt Hänger fahren.
Den Winter schaffen wir dann irgendwie doch, und der Frühling kommt! Hurra! Der Reitplatz ist wieder benutzbar und wir legen natürlich wieder los. Ein bisschen merke ich schon, dass wir länger pausiert haben. Etwas auf der Suche nach dem Gleichgewicht und das Tempo mitunter recht unregelmäßig drehen wir unsere Runden, aber es macht Spaß! Endlich wieder im Sattel! Und auch hier finde ich, dass diese Winterpause wohl doch gut für Celli war. Ich habe jetzt ein richtiges Pferd unter mir, nicht mehr so ein Hemdchen. Nur das mit dem Galopp...das klappt noch immer nicht. Ich brauche eine Alternative. Auf dem Platz ist er zum Einen unsicher, denn gerade aus ginge das ja noch, aber in den Wendungen, da hat er Angst zu rutschen. Und dann geht er auch hektisch mit dem Kopf gegen die Hand, ich denke mal aus Furcht, hart apriert zu werden, sobald er galoppiert. So war das ja früher immer...
Also Julia: Was brauchen wir? Guten Boden und eine gerade Strecke. Tjaaa, dann müssen wir wohl raus ins Gelände. Natürlich mal wieder alleine, gegen jede Regel. Aber ich will keine klugen Ratschläge und ich will mich ganz auf unser Problem konzentrieren. Also machen wir uns auf, verlassen den Reitplatz und tapern im Schritt los. Zum ersten Mal, raus in die Welt. Naja, zumindest mit mir oben drauf. Den Ausflug an der reithalle zähle ich jetzt mal nicht mit. Celli ist aufmerksam, sieht alles, nimmt alle Eindrücke in sich auf. Hier und da guckt er mal, jedoch ist er nicht wirklich schreckhaft. Mit galoppieren will ich jetzt natürlich nicht gleich anfangen. Erstmal sehen, ob wir auch heil wieder heim kommen. Heute nur im Schritt reiten wir eine Runde durch die Felder. Das klappt wirklich problemlos. Zweimal will Celli nicht weiter. Einmal an einem Hochsitz und einmal an einem flatternden Elektrozaun. Aber sonst absolvieren wir unseren Weg ohne spektakuläre Aktionen.
Dieses nette Erlebnis ist ein weiterer Meilenstein für uns. Und ich bin stolz auf uns beide. Auf mein wirklich braves und zugleich so waches Pferd, und auch ein bisschen auf mich, dass ich ihm so traue.
Leider komme ich die nächsten tage nicht dazu, dieses zu wiederholen, denn Tina gibt grünes Licht. Es ist ende April geworden. Zum 1. Mai soll Celli nun umziehen. Hoch zu uns an den Stall. Ich bin die nächsten tage mit Vorbereiten und Krimskrams transportieren beschäftigt. Und dann steht der Umzug an. das bedeutet wieder mal eine echte Hängerfahrt. Doch heute geht alles glatt. Tina sagt kein Wort als ich sie bitte, sich einfach mal ins Auto zu setzen, sie tuts einfach. und auf meine komische Art gehen wir in den Anhänger. Alles klappt und wir fahren zum Stall. Auch die Ankunft läuft gut ab und zunächst stehen alle Pferde in den Boxen, um sich mal zu beschnuppern.
Doch das iust wenig aufsehenerregend, sodass wir zügig alle zusammen in den Laufstall packen können. Sie verstehen sich gut und es gibt keinerlei Probleme. Nur Celli scheint sich nicht sogleich wohl zu fühlen, ohne die schützenden vier Wände einer Box. Doch da wird er sich dran gewöhnen.
So, nun stehen meine beiden also gemeinsam in einem Stall. Das ist geschafft. und hier oben ist auch ein guter Reitplatz. na, wenn das hier mit dem Galopp nichts wird...


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Cellis Geschichte, Teil 7:


Frühjahr bis Sommer 2005
Nach unserer so aufregenden Anfangszeit kommt jetzt mehr Regelmäßigkeit in unseren Alltag. Die Ausbildung schreitet voran, alles klappt prima. Naja, wäre da nicht die Sache mit dem Galopp. Und natürlich noch so ein paar andere Macken...aber das wird schon, nur dieser galopp...
Irgendwann halte ich es nicht mehr aus. Pferd satteln und los. Raus ins Gelände. Oft waren wir da noch nicht unterwegs, denn leider haben meine beiden Stallkolleginnen selten Zeit. Auch heute wieder alleine. Aber der geneigte Leser weiß ja in zwischen, dass ich da sowieso sehr eigen bin und gerne für mich solche Dinge alleine mache. ich tingel also so durch den Wald und die Felder, bis ich an einen schönen Wiesenweg komme, der steigt leicht an, der Boden ist gut, und der Weg ist richtig lang! Und sehr gerade. Super! Also los! Zunächst trabe ich an, und ich versuche, Celli von anfang an relativ zusammengestellt zu lassen. Das klappt soweit auch. Nun angaloppieren. Nichts. es wird nichts! Er trabt wie ein Weltmeister, aber sonst...
Ich pariere durch, nehme einen Querweg und reite zurück zum Anfang meiner "Galoppbahn". Nun, das sieht ja eh keiner, wa sich hier treibe.Also traber, dann trab! Ich geb richtig gas! Bewusst lass ich ihn rennen wie irre, und tatsächlich, irgendwann übergeht er sich und springt ind den Galopp. Schon fängt er an, mit der nase richtung Himmel zu schnicken, in Erwartung einer harten Parade. Aber ich bin gerade so seelig! Wir galoppieren! Ich schmeiß die Hand nach vorne und treibe ihn vorwärts. Dabei labere ich ihm ein Ohr ab! Wie toll er das macht und hast du nicht gesehen... und mein Pferd galoppiert weiter. und mein pferd wird lang und länger. Und mein Pferd streckt sich nach vorne, macht den Hals lang und galoppiert immer weiter! In einem Affenzahn, er will gar nicht mehr aufhören. Mir entfleucht ein lautes "Juhuuuuu" aber dann ists vorbei. Vor uns liegt das ende des Weges und nun müssen wir wieder in die Realität zurück. Nur schwer lässt Celli sich durchparieren und die nächsten Minuten ist er schnaubend und tänzelnd unterwegs. Müde? Na von wegen! der Motor hat jetzt genau Betriebstemperatur! Ich bin etwas außer Puste! Zum Teil von der rasanten Geschwindigkeit zum Teil aber auch vor Aufregung. Ich lobe mein Pferdchen natürlich halb tot, beinahe bis wir am Stall sind. Und wiedre eine Hürde genommen. Der traber Trabt, aber der traber galoppiert auch!
Nun, da er einmal kapiert hat, lernt er schnell, was galopphilfen sind und dass es nicht nur Renngalopp gibt. Man kann kaum glauben, wie lange und mühsam das war. Jetzt, wo alles so einfach geht...


Nebenbei erfahre ich, dass diesen Sommer unser Reitverein (richtig, genau da, wo mein Horrorerlebnis mit Pferdesuche bei Nacht war) einen O-Ritt veranstalten wird. Und da ich gerade vor lauter Adrenalin etwas sehr euphorisch bin, verabrede ich am Handy mit einer Freundin, dass wir da gemeinsam mitreiten. 
Abends im Bett denke ich dann doch, ob das so eine gute Idee war... 
Die Zeit vergeht schneller als gedacht und plötzlich ist schon das Wochenende des Orientierungsrittes da. Gut vorbereitet? Wir doch nicht! Wir basteln am Galopp, an Gleichgewicht und ANlehnung...wie sollen wir uns da noch mit Geländespielen und Trailparcours befassen? Ich habe für mich daher beschlossen, nur die Geländestrecke zu reiten und den Parcours auszulassen. Zusammen mit meiner Freundin Katrin reiten wir so gegen 9 Uhr auf die Strecke. Zeitvorgaben gibt es nicht, geritten wird nach Karte und an verschiedenen Stationen muss man eine Aufgabe lösen und Fragen beantworten. Überraschend gut schaffen wir das Ringewerfen im Trab. Von 5 Ringen treffe ich 4 auf die Stäbe. Ganz anders sieht das aus, beim Slalom im Trab mit einem gefüllten Wasserglas in der Hand. Das Glas ist leer und ich bin nass. Aber lustig ists trotzdem. So und ähnlich sind die Spiele. Die Quizzfragen sind leicht, wer sein reitabzeichen mal gemacht hat, kann sie beantworten. Gerade reiten wir am Waldrand entlang sind etwas am Suchen. Denn hier irgendwo muss doch die nächste Station sein. Zumindest laut Karte. Aber, nichts zu sehen. gerade als wir im Schritt wieder anreiten und die Karte wegpacken, schießt vor uns aus dem wald ein Pferd heraus, wie vom Teufel gejagt. Wir alle vier, Reiter und Pferde erschrecken uns zu tode! Die Reiterin dort hat keine chance, ihr Pferd ist auf 180! Und mein Pferd erleidet einen Herzkasper! Vor schreck will er sich umdrehen und in die andere Richtung davonstieben. nur war leider sein Hirn schneller als seine Füße! In die selbigenbekommt er einen Knoten und knallt mit voller Breitseite hin! Mit mir drauf! Zum Glück landet er in der Hecke und nicht auf dem Schotter und zum Glück springt er nicht sofort auf! Er ist einen Moment verdattert, sodass ich mich erstmal unter ihm rauswursteln kann. Dann halte ich ihn am Zügel und er springt auf und schüttelt sich. Was vor mir passiert, kriege ich gar nicht mit. Ich checke als erstes mal, ob Celli sich verletzt hat. Und da kommt, genauso plötzlich, genau an der gelichen Stelle, ein zweites Pferd aus dem Busch geschossen! Celli geht fast in die Knie und zuckt so zusammen, dass ich beinahe schon wieder lachen muss. Mein Pferd ist nicht verletzt, mir gehts gut! Jetzt will ich aber doch mal wissen, was DAS soll! Die Mädels vorne stehen jetzt auf dem Weg und sortieren sich erstmal.
Des Rätsels lösung? Bitte sehr. In einem Seitenweg im Wald ist die nächste Station. Aufgabe; Einen Rappelsack über eine Leiter ziehen. Und die beiden Pferde vor uns hat das so erschreckt, dass sie auf und davon sind. Wäre ich nicht so gestürzt, hätte ich mich beeimert vor lachen.
Ein weiterer haken auf unserer Liste: Der erste gemeinsame Sturz.
Der rest der Strecke verläuft aber wieder harmlos. Und am Nachmittag steht Celli in seinem paddock und ich schaue den anderen beim trailparcours zu. Nach dem offiziellen Ende der veranstaltung wird der parcours zum Üben frei gegeben. Und das nutze ich gleich mal aus. Am Halfter gehe ich mit Celli rein. Flatterband, Stangen, das geht alles nach kurzem beschnuffeln. Aber die Brücke! Die findet er unheimlich. Ich mache gerade den zweiten oder dritten Anlauf, ihn auf die Brücke zu führen, da stürmt eine wilde Horde Reiter in den Platz, sie reiten mit lautem hallo alle Hindernisse durch und einer schleudert sogar den Schubkarren um sein sich drehendes Pferd! Was für Chaoten sind das denn? Ich ergreife mit 
Celli die Flucht und stelle mich mal schnell in eine Ecke vom Reitplatz. Was am Anfang einige noch lustig fanden, geht nach einer Zeit allen noch zuschauenden auf die Nerven. Mit Krach und Lärm und viel getue machen sie sich dann auch an die Brücke ran. Zwei von drei springen schließlich mehr rüber als dass sie gehen, was nicht ungefährlich aussieht, das dritte weigert sich. trotz "überzeugender Argumente" seines Reiters (Laute Stimme, lange Sporen, Westernzügel...)
Schließlich ziehen diese seltsamen Möchtegern-Cowboys wieder ab und wenden sich ihrem Bier zu. Ich krabbel aus meiner Ecke raus, schon echt genervt, von solch rücksichtslosem Verhalten. Außer mir sind noch ein paar andere da, denen ergeht es ähnlich. Ich gehe also wieder zur Brücke, doch Celli will nicht drüber. Und dann, wie damals, als er mir beim Verladen ausgebüchst ist, springt er hoch und schnell rückwärts, sodass er mir den Strick entreißt. Aber hier ist ein Reitplatz mit Zaun, ich bin also relativ entspannt. Ich bleib einfach stehen und sag "is ja gut, du kannst stehen bleiben. Ich hab schon längst losgelassen" Und Celli bleibt auch stehen. Er hat gar nicht vor, so einen Fluchtversuch zu starten, er will nur nicht auf diese unheimliche Brücke. Ich geh einfach hin und nehme den Strick wieder und versuche es weiter. und ganz langsam klettern wir auf die Brücke, bleiben oben kurz stehen, da gibts dann ein Leckerli, und klettern auf der anderen seite wieder runter---und bekommen Applaus!
Ich bin ganz verlegen, habe gar nicht gemerkt, dass noch immer Leute zuschauen. Nach der Vorstellung der wilden Drei von vorhin fanden die Leute das wohl echt entspannend.
Abends fahren wir nach hause, beide angenehm geschafft so wie es aussieht. unsere erste gemeinsame veranstaltung, geschafft!

Cellis Geschichte, Teil 8:


Herbst- Winter 2005


Celli lernt schnell und viel. Und er will auch unbedingt. Langsam zeichnet sich ein Konflikt ab. Meine Stute kommt doch immer mal wieder zu kurz. Besonders, seit meine Reitbeteiligung uns sitzen gelassen hat. Grandessa ist Springpferd mit Leib und Seele. Und seit ich selbst den Turniersport an den Nagel gehängt habe (2004), bin ich immer mit meiner RB auf Turniere gefahren, habe ein bisschen Coach gespielt und die beiden sind durch Springreiterwettbewerbe und E-Springen gelaufen, mit guten Erfolgen. Jetzt fehlt etwas. Wann immer ich meine Stute reite und irgendwo bunte Stangen sind, zieht sie da hin. Komm, lass uns mal wieder springen! Nun, zu Hause ist das aber auch nicht das selbe wie auf dem Turnier. Ich beginne, den kleinen Eiswürfel in meinem Magen, der sich Gewissen nennt, wahrzunehmen...


Die Suche nach einer RB für meine Grandessa ist eine Katastrophe! Es melden sich entweder kleine Mädchen, die man nicht alleine am Stall fuhrwerken lassen kann, oder komische Leute: So eine z.B. "Also in der Anzeige steht ja, dass die RB gegen Mithilfe am Stall ist. Das ist mir aber eigentlich zu bnlöd. Kann ich nicht lieber 10 Euro pro Stunde bezahlen und einfach nur reiten?" Nein, Danke!
Der Winter kommt, und mit ihm der Schnee!!!! Die paar Meter, die unser Stall höher liegt, merkt man sofort! Die haupt-Stallarbeit besteht darin, irgendwie nicht komplett im Schnee zu versinken. Wir buddeln und Pfade zum Mist, zum Stall, Zum Heulager... Wir müssen den Schnee schon mit Schubkarren wegfahren, weil wir nicht mehr wissen,wohin wir ihn noch schieben sollen. Der Reitplatz ist komplett unter einer Schneedecke verschwunden. Aber wir können ja in zwischen richtig gut Hänger fahren. Und Tina ist ebenfalls Mitglied in dem selben Reitverein. Also können wir, zumindest am Wochenende, wenn die Straßen frei sind, in die Reithalle fahren. Gut zum Reiten und nebenbei eine gute Übung zum Fahren im Anhänger. Celli macht das mittlerweile richtig toll. Nur eine Sache, die kann er nicht ertragen: Nämlich, wenn ich hinten das Planenrollo schließe, Dann fängt er sofort an zu zoben und zu schlagen. Lieber lässt er sich seinen Hintern nass regnen. Gut, Pferd is eh komisch. Dann bekommt er eben eine Wetterdecke drauf und darf seinen Po in den Wind halten...mir ists recht.
Zu der zeit schlägt mal wieder das Schicksal zu...im Positiven! Die Gedanken, wie ich mit meiner Stute weiter machen soll, beschäftigen mich schon sehr und bereiten mir Sorgen. Da begiebt es sich,m das ein guter Bekannter, der auch einen Stall hat, die Papiere meiner Stute in die Finger bekommt. Warum, weiß ich heute nicht mehr. Er ist hin und weg. Erst will er sie sofort kaufen. Ich bremse ihn erstmal! Hallo??? Dann bekniet er mich, doch ein Fohlen daraus zu ziehen. Er wüsste schon genau, welcher hengst es sein solle! Ich hab schon die Hände voll mit zwei Pferden. Drei sind zu viel!!!
Ich werde ihn aber nicht eher los, bis ich verspreche, darüber nachzudenken. Nebenher erzählt er mir, dass seine Nichte Turnierambitionen entwickelt und er für sie ein Lehrpferd sucht, zum Springen. Er bringt das, ganz Züchter, nicht mit meiner Grandessa in Verbindung, ich schon! Ein Gedanke reift: Granny könnte endlich wieder auf Turniere gehen. Und sie wäre in einem guten Stall. UND vielleicht dürfte sie irgendwann auch mal Mama sein.
Ein paar Wochen später tüftle ich zu Hause einen Schutzvertrag aus, der sich gewaschen hat. Ich denke mir: "Wenn er DEN ohne murren unterschreibt, dann hat er mein Stütchen verdient!"
Und er hat sie verdient! Er ließt sich alles genau durch, und auf seine Charmante Art, fasst er zusammen: Also: Sie gehört mir, ich darf Fohlen ziehen, Kein Schulbetrieb, Kein Volti und sie muss in diesem Stall bleiben, biss sie tot umfällt! Äh, ja, so ungefähr... Wir einigen uns auf einen Preis und er unterschreibt!

Frühjahr 2006


Bis in den April hinein schneit es immer wieder, und auf den Höhen bleibt der Schnee auch liegen. Celli hat viel gelernt! Und es ist mein Plan, jetzt in 2006 einen ersten Einführungsritt zu starten. Er soll ja mal ein Distanzpferd werden. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt...
Eines schönen Sonntags komme ich in den Stall und will reiten. Es ist überraschend warm geworden und die Sonne strahlt vom Himmel. Ich gehe mein Pferd holen, und kriege einen Schreck! Er steht im Offenstall und pumpt wie ein Maikäfer! Hilfe! Mein Pferd ist krank. Er bekommt keine Luft! Ist er dämpfig??? Über nachtw ird kein Pferd dämpfig! Julia, beruhige dich erstmal. Natürlich ist es typischerweise so, dass sowas immer Sonntags passiert. Welchen TA erreiche ich jetzt? Nach einigem hin und hertelefonieren kommt eine Tierärztin angefahren. Sie hört ihn ab, lässt ACC und Ventipulmin da und verordnet nasses Heu.
Super! Was jetzt? Leichte Bewegung ist erlaubt, aber nur leichte eben.
Nach zwei Wochen ist die Medizin aufgebraucht und die Tierärztin kommt zur Kontrolle. Alles wieder gut, so ihre Diagnose.
Es ist aber jetzt schon ende Mai. und ich habe im Kopf den Gedanken an einen ersten Distanzritt dieses Jahr begraben. Also könne wir andere Dinge planen. Tina will mal ein Wochenende weg, mal raus. Fort von der Firma. Und so buchen wir ein Reitwochenende im Vogelsberg. Bei Bertls B and B. Reiten auf dem Vulkan...na das hab ich ja eh jeden Tag, denke ich mir so...
Mit Tinas beiden Pferden, meinem Traber und Tinas RB machen wir uns auf in den Vogelsberg! Schon beim Verladen zieht sich der Himmel zu. Es wird grau und grauer. Bis wir losfahren Schüttet es wie aus Eimern. Na, wie soll das denn werden?

Cellis erster Pferdeurlaub


Ulrlaub bei Bertls B and B:




Durch unser Training und auch einfach so ist Celli ja wie gesagt noch ganz schön gewachsen. Ein neuer Sattel musste her. So kam er zu einem schönen Wander- und Distanzsattel von der sattlerei Sommer. Einem Marrakesh. Schickes teil. Und fast doppelt so teuer wie das Pferdchen ;-) Passend zum Urlaub ist der Sattel auch da und ausprobiert. Alles passt.


Bis wir im Vogelsberg ankommen, hat sich ein ausgewachsener Sturm entwickelt. Ich muss unterwegs raus fahren und nun doch das böse, böse Planenrollo am Hänger schließen. Sonst wachsen dem Traberle noch Flossen! Sobald ich auf der Autobahn fahre hört er auch wieder auf mit dem geklopfe, ich kann beruhigt weiter fahren. 
Die Familie Bertl hat für unsere Pferde eigentlich eine Koppel vorgesehen. Doch es stürmt wie verrückt, im Wald stürzen Bäume um. Die können unmöglich draußen bleiben. Die Koppel ist auch von Bäumen umgeben, die sich gefährlich biegen. Obwohl wir uns mit drei GROSSPFERDEN angemeldet haben, sind die Bertls doch überrasch, wie groß Großpferde sind. Sie haben nur Isländer...
Abseits im Wald ist eine Weide mit behelfsboxen. Doch die größte Box ist vielleicht 2m auf 2,20 M, die andern sind noch kleiner...das ist nix. Die Stimmung ist am Nullpunkt! Tina ist kurz davor , wieder heim zu Fahren! Die Bertls verstehen zwar unsere Sorge, doch sie denken, wir machen sie persönlich für das Wetter verantwortlich und es ist alles sehr angespannt. Ein klärendes Gespräch rettet die Situation. In einer Doppelgarage hinterm Haus , so denken wir, könnte es gehen. Ein Paddock wird davor gebaut. Celli zieht in die eine hälfte der Garage ein, Tinas Pferde Mon Bijou und Quick Star teilen sich die andere Hälfte plus Paddock. Doch Mon Bijou ist kein großer Teiler. Er will die Garage für sich und lässt den Schimmel Quick star nicht ins Trockene. Doch Werner Bertl besorgt eine dick gefütterte Regendecke, und wir packen den Schimmel warm ein. Mann, sind wir erledigt...und MANN sind wir NASS!!! Sehr Spät essen wir erst zu abend, die Stimmung bessert sich aber.
Am anderen Morgen ist es noch trüb, immer wieder Schauer, doch der Sturm ist vorbei. Nach dem Frühstück kommen noch zwei Gäste an und wir starten gegen Mittag zu einem Mehrstündigen Ritt über den erloschenen Vulkan! Der Wald hat schwer gelitten, überall umgestürzte Bäume, AÄste liegen kreuz und quer...es ist fast wie zu Urzeiten, hier zu reiten. Werner meint, wir müssten durch eine Furt. Ich meine, mein Pferd geht def. nicht ins Wasser! Werner hat wohl schon viele besserwisserische Reiter erlebt und glaubt mir das nicht so ganz..." Den packen wir in die Mitte zwischen die anderen und dann geht der schon mit. " Ich versuche noch ein, zwei Anläufe, ihm zu erklären, dass das wirklich nicht geht... keine Chance. Ok, denke ich, soll er selbst sehen...
Und dann kommen wir an die Furt. Es ist gar keine Furt. Es geht einen Abhang steil hinunter zu Wasser und drüben ebenso steil wieder hoch. der Boden ist aufgeweicht und rutschig. Ich bleib einfach stehen und sage: "Da geht der nie rüber." Werner lässt keine Diskusion zu. er Klemmt sich vor mich, weist eine der beiden anderen Isländerreiterinnen an, hinter mir zu bleiben, und los gehts. Ich dreh mich um und sage ihr: "Wenn ich du wäre, würde ich da weg gehen..." Keiner glaubt mir, wa sich schon längst weiß; Celli panikt vor wasser! er bekommt derart Angst, dass er in sekunden schweißnass und bei einem puls von 240 ist und nichts mehr hört noch sieht...
Tina, die kennt mich. Und die kennt mein Traberteil Sie geht auf sicherheitsabstand und bleibt in einiger entfernung stehen. Die Reiterin hinter mir, kaum dass Celli die Bremse reinhaut, versucht doch tatsächlich, ihn mit Stimmkommandos weiter zu treiben. Ich brüll nur "WEG DA!!!" aber zu spät! Celli dreht auf! Er steigt, dreht sich auf der Hinterhand um, klatsch dabei die Frau mit ihrem Miniisländerteil geschmeidig gegen einen Baum, reißt den halben Abhang runter, springt wild in die Höhe, rast rückwärts, steigt wieder... das alles in sekunden. Ich oben drauf dirigiere ihn etrst mal aus der Gefahrenzohne. Minuten lang tobt er weiter, bis er merkt, dass wir weg vom wasser sind und dann beruhigt er sich auch wieder etwas. Tina steht mit Quick Star unter nem Baum und grinst frech. Ich schau mich um...die Isländerfraktion ist geschlossen stum und kreidebleich. Und dann sagt Werner: " Oh, der hat ja WIRKLICH Angst..." ach was... Und jetzt kommt der Spruch des tages. "Naja, julia, hinter der kurve ist eine Brücke, dann nimm halt die." Und da, keine 50 meter weiter, ist eine Brücke. Ich falle vom Glauben ab und bin etwas angesäuert. Aber vielleicht wollte er nur helfen. Später müssen wir nochmal über den Bach, aber da ist das Ufer Flach und der Bach ist schmal, wir springen einfach drüber. Werner sagt keinen piep mehr...
Der Sonntagsritt wird noch mal richtig schön, wir können unterwegs sogar unsere regenmäntel ausziehen. Von einem Aussichtspunkt aus kann man rundum weit blicken, es ist wirklich toll hier. Doch das WE ist vorbei und wir müssen heimwärts fahren.
Celli geht wieder brav mit nach hause. und ich freue mich über eine weitere erfahrung. Und ich weiß jetzt, dass Celli auch in der fremde brav ist, in fremden Boxen frisst, säuft, sich hinlegt, kurz recht entspannt ist. Grute Voraussetzungen für ein Distantpferd.

Cellis Geschichte, Teil 9:


Das restliche Jahr verbringen wir mit viel Geländereiten, an der Trittsicherheit hapert es noch immer ein bisschen. Suf dem Reuitplatz springen wir kleinere Sprünge, ich longiere nach wie vor viel. Und Celli lernt jeden tag neues dazu!
Der Sommer ist vorbei, ehe man sich versieht, und der Herbst und der Winter schlagen wieder zu.


Herbst Winter 2006:
Es liegt bald wieder Schnee...sehr bald können wir das weiße Zeugs schon nicht mehr sehen. es nervt einfach. Und das Reiten wird wieder stark reduziert, zwangsweise. hin und wieder fahren wir in die Reithalle. Doch häufig sind die Nebenstraßen glatt, sodass uns das mit Anhänger zu gefährlich erscheint. So gibt es zunächst nicht viel neues. Tinas RB hat die Biege gemacht. und jetzt hängen wir zu zweit an der Stallarbeit. Wir sehen uns kaum, wechseln uns ab. Es ist schon beinahe frustrierend...
Und dann kommt ein schrecklicher Anruf: Tina ruft mich zu einer sehr ungewöhnlichen zeit auf dem Handy an. Quick Star, ihr Schimmel, ist tot.
WAS???? Ich verstehe gar nichts. Er ist doch gerade mal 10 Jahre alt. Die Arbeiter auf dem Gelände haben Vormittags nichts ungewöhnliches an den Pferden festgestellt. Nach ihrer Mittagspause dann entdecken sie, dass ein großer Weißer Berg da liegt. Zuerst denken sie, es sei ein Schneehaufen. Aber da war doch gar kein Schnee... Es ist Quick Star. er ist tot. Tina ist fertig, und ich erst recht. Tina lässt das tote Tier aus dem Laufstall transportieren und bestellt eine Tierärztin. Sie untersucht alles genau, gibt zumindest für die anderen Pferde entwarnung. Die wahrscheinliche Ursache ist ein geplatzses Aneurhsma. Vielleicht im Kopf, vielleicht die Bauchschlagader. Soetwas fällt nicht auf, bis es zu spät ist. Eine Autopsie würde gewissheit schaffen. Doch dazu gibt es aus unserer Sicht keinen Grund. Der liebe Schimmel ist fort. Es ist egal warum, es war zu früh für ihn, und für uns auch.
Nun sind unsere Pferdchen also eine Dreier-gang. Mein traber, Tinas Mon Bijou, und der alte Moritz, der auch Tina gehört. Da seine papiere iregdnwann verschwunden sind, und die FNsagte: das Pfedr ist so alt, von dem haben wir keine Daten, gehen die Meinungen über sein alter auseinander. Tina glaubt sich zu erinnern, dass er 1978 oder 1979 geboren sei. Sein züchter hingegen ist sicher, es sei 1975 gewesen...
Moritz kratzt das nicht, er ist der king im Stall, weil jeder ihn betüddelt. er wird noch fleißig geritten, natürlich keine Gewalttouren. Aber egmütlich. Und es macht ihm Spaß.




Frühjahr 2007


Hurra, der Winter ist endlich wieder vorbei. Jetzt kanns wieder losgehen. Wieder auf dem Plan steht: Unser erster Distanzritt. Aber...ihr ahnt es schon. es kommt wieder was dazwischen.
Es ist ende Februar, der erste schöne Sonnentag im Jahr, da steht mein Pferd wieder da, und pumpt, und schnauft... Ich glaubs ja nicht. Natürlich wieder Wochenende. Nach einigen fehlversuchen erwische ich einen Tierarzt, der bereit ist, zu kommen. er fährt an, steigt aus und schaut sich um. Hm, schöner Stall. Dann untersucht er mein Pferd. Nach kurzem steht seine Diagnose: Das ist eine Allergie. Staub, pollen etc. "Wie gesagt, das ist ein schöner Stall...aber nicht für ihr Pferd." Ich muss mich setzen. warum? Zu viele Allergene. Überall stehen Birken herum, die ihre Pollen in den Wind werfen. Im Laufstall gibt es eine große Heuraufe. Mein Pferd soll sein heu jedoch ab sofort in Salzwasser ausgewaschen bekommen...ach du schreck. Ich bekomme das obligatorische Ventipulmin und noch ein Pulverchen. Und dann noch einen genauen Plan vom Tierarzt, wie ich mein Pferd versorge, BIS ICH EINEN NEUEN STALL HABE. Nein, ich will hier doch nicht weg. Wo soll ich denn auch hin?
ein Paar Tage versuchen wir, einfach das gesamte heu zu waschen. Aber da bildet sich ekeliger Schmodder in der raufe, sodass man diese täglich reinigen muss. Zu viel Arbeitsaufwand auf dauer. Also zieht Celli in den Boxenstall, bekommt sein heu gewaschen und darf tagsüber in ein separates Paddock. Im Wechsel stellen wir immer einen der anderen zu ihm in den Stall. Doppelte arbeit, viel Aufwand, auch das Kraftfutter muss nass gegeben werden. das Heu müssen wir tauchen in Salzwasser und dann zum Abtropfen aufhängen. Doch gemeinsam ziehen wirs durch. . Um all dem zu entfliehen, wollen wir mal ein paar Tage mit den Pferden wegfahren, um dann auch in Ruhe unser weiteres Vorgehen zu besprechen. und so buchen wir wieder einen Urlaub. Diesmal bei Dinkelsbühl, auf dem Hutzelhof. Den Bericht spare ich mir, den gibt es hier:
Und zwar unter Berichte >>>Reiturlaub Christi Himmelfahrt.
http://www.hutzelhof-moenchsroth.de/reiturlaub.htm


Leider, bei all dem Aufwand, bekommt Celli bis in den Herbst hinein weitere Allergieschübe, jedes mal mit Tierarzt etc. Es geht nicht mehr. 
Ich muss aber Tina jetzt eröffnen, was der TA eigentlich gesagt hat: Ich brauche einen anderen Stall. Möglichst viel gras, Heu nur nass. AM besten tags Koppel und nachts Box, dass er sein eigenes Futter bekommen kann. Noch besser wäre tag und nacht Graskoppel. Tina ist natürlich nicht glücklich. Doch sie versteht, worum es geht. Nun gehe ich, neben all der Mehrarbeit also auch noch auf die Suche nach einem stall...Was sich als schwierig erweisen wird.
Reiten läuft meistens gut. Denn hat er nicht gerade einen akuten Schub, merkt man ihm nichts an und auch der TA sagt, hat er keine Symptome, ist er normal zu reiten.
Ich zögere die Stallsuche so lange raus, wie es geht, doch als er dann, nach einiger Zeit in Ruhe, im Winter erneut behandelt werden muss, ist es soweit. Ich habe das ganze Jahr einen kleinen Pflegefall gehabt, und so kann es nicht weiter gehen. Den Gedanken an ein Distanzpferd habe ich längst abgeschrieben. mir geht es mittlerweile nur darum, ihn so fit zu bekommen, dass er normal geritten werden kann, um seinien Bewegungsdrang zu stillen. Wanderritte? Vielleicht gehen die ja mal irgendwann wieder... So desillusioniert starte ich, Anzeigen zu wälzen, Inserate zu checken, Ställe zu besuchen...einie Odyssee beginnt.

Cellis Geschichte, Teil 10:


Winter 2007 2008


Ich bin noch immer auf Stallsuche, das gestaltet sich sehr schwierig. Entweder zu weit weg, oder zu wenig Auslauf, keine geeignete Haltung... oder einfach kein freier Platz. Eher durch zufall habe ich dann Glück im Nachbardorf. In einem kleinen Stall rufe ich auf den Tip einer Freundin an. Der Besitzer hat gerade erfahren, das zwei seiner Einsteller weg ziehen und natürlich ihre beiden Pferde mit nehmen. Ich hüpfe sofort ins Auto und fahre los. Der Stallbesitzer zeigt mir alles. Einen Stall mit Boxen, mehrere Koppeln, ein Reitplatz und eine Longierhalle. Mehr brauch ich nicht. Und er ist bereit, auf Cellis Bedürfnisse einzugehen. Per Handschlag besiegeln wir meinen Einzug. 


Frühjahr, Sommer 2008


Schlussendlich dauert es bis April, bis ich endlich umziehen kann, denn der Umzug meiner "Vormieter" verschiebt sich immer wieder. Als es dann endlich so weit ist, sind wir alle erleichtert! Es war schon eine blöde Situation, wie wir Celli oben an Tinas Stall gehalten haben...und viel Extraarbeit und-Zeit! Der Abschied am Stall ist schwer, Tina fährt aber mit mir mit, um uns in Cellis neues Zuhause zu begleiten.
Es ist ein schöner tag, die anderen Pferde sind auf der Hauskoppel. Der Stallbesitzer meint, er bringt mein Pferd auch raus, dann können die sich beschnuppermn. Ich denke, auf die Nachbarkoppel, er dagegen schnappt mir den strick aus der hand: "Komm, ich mach das schnell" und schickt meinen Wallach mitten rein, in die fremde Herde. Ach du Schreck! Nein! Will ich rufen, doch zu spät! Alle Pferde toben aufgekratzt herum, meine Sorge ist unbegründet. es gibt nur etwas gequieke, mehr nicht. das wars also: So kann mana uch ein Pferd in eine neue Herde integrieren...
Wir leben uns schnell ein, und Celli geht es sehr gut da. Dort am Stall lerne ich eine Einstellerin kennen, die genauso gerne ins Gelände geht wie ich. WIr verstehen uns so gut, dass wir bald planen, einen gemeinsamen Wanderritt zu unternehmen. Als dritte im Bunde wird Tina ins Boot geholt. In die Eifel soll es gehen. Und, schon beinahe traditionell, um Christi Himmelfahrt, machen wir uns auf in die Eifel. 
Den Rittbericht dazu gibt es hier:
http://satteltramp.eu/reitberichte/219-drei-tage-durch-die-vulkaneifel.html
und hier ein kleines Bildervideo:
http://www.youtube.com/watch?v=sCJTNB7sLqs
leider ohne Ton, da inzwischen die Musik von Youtube entfernt wurde...


Der Ritt durch die Eifel war ein voller Erfolg! Und er hat auch Celli viel gebracht, was seine Trittsicherheit und Bergtauglichkeit angeht. Und mir hat es Beruhigung gegeben: Trotz seiner Lungenprobleme: Er ist noch normal reitbar. Kein Hochleistungspferd mehr, aber so wie es jetzt ist...mehr als ich zu hoffen wagte!
In diesem Sommer unternehmen wir noch viele schöne Ritte. Zum Biergarten, zum Wassetraining/Pferdebaden...
Wir genießen einfach, durch die Gegend zu streifen, und Celli und ich wachsen mehr und mehr zusammen.
Den Versuch, mit Gebiss zu reiten, habe ich, nach einigen Zwischenversuchen immer wieder mal, entgültig aufgegeben. Und finde mich damit ab.
Im Herbst, genauer gesagt im Oktober, starten wir dann nochmal durch, verladen die Pferde und fahren in den Steigerwald. Dort schließen wir uns an einen geführten tagesritt durch den "Indian Summer" an. Auch dies ist ein traumhafter Ritt mit vielen unbezahlbaren eindrücken.
Rittbericht:
Zum Saisonabschluss fuhren wir im Oktober zu Cordula und Eberhard in den Steigerwald ( Steigerwald Connemara ) zu einem Tagesritt,
Der "Indian Summer Trail" sollte uns den goldenen Oktober noch einmal so richtig genießen lassen. Um 9 Uhr morgends trafen wir auf Eberhards Wanderreitstation ein und luden bei dichtem Nebel und frischen Temperaturen unsere Pferde vom Anhänger ab. Cordula sollte unser "Versorgunsfahrzeug" fahren und lud Decken, Ersatzjacken etc. in den Pickup. Um 10 Uhr waren wir alle auf dem Reitplatz versammelt, wo sich Wanderreitführer (VFD) Eberhard einen Eindruck von unseren Reitfähigkeiten verschaffte. Das dauerte nicht lange und bald starteten wir auf ins Gelände. Zunächst führte unser Weg über Felder und im Schritt bummelten wir durch den dichten Nebel. Bald legten wir einen frischen Trab ein und die Pferde waren mit Eifer dabei. Nach einigen Kilometern tauchten wir in den Wald ein. Verschlungene Pfade, schmale Steige, laubbedeckte Waldwege... eine abwechslungsreiche Route führte uns Eberhard entlang. Leider war ein Weg durch Waldarbeiten komplett mit Bäumen und Astwerk versperrt und so mussten unsere Pferde an einer Stelle eine wirklich anspruchsvolle Klettertour bestehen. Aber alle schafften es den Abhang hinunter und wir setzten unseren Weg durch den dichten Wald fort. An einer Schutzhütte machten wir nach der halben Wegstrecke kurz halt, aber bereits nach 15 Minuten ging es weiter. Wir kamen an Dammwild vorbei, an kleinen Seen und bewunderten die schöne Natur.
Nach zwei stunden erreichten wir "Das Hexenhäusle", wo wir einkehren wollten. Am Dorfbrunnen durften unsere Pferde ihren Durst stillen und danach *ließen wir die Pferde etwas grasen. Ein Pferdeparkplatz war vorhanden, zusätzlich nutzen wir die Bäume zum Anbinden der Pferde. Und da sie vorher schön gegrast hatten, standen sie brav da und dösten vor sich hin. Wir bekamen alle ein leckeres Mittagessen und die eine oder andere Anekdote wurde zum Besten gegeben. Unter Reitern gibts ja viel zu erzählen.
Schließlich machten wir uns bereit für den Rückweg. Noch einmal ließen wir die Pferde am Brunnen saufen. Dann ging unser Rückweg bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein hoch in die Weinberge. Wir hatten eine fantastische Aussicht und verweilten daher kurz hoch oben über dem Tal. Noch ein gutes Stück ging es auf dem Höhenzug endlang, bevor wir wieder durch den Wald ritten.
Auch der Heimweg war abwechslungsreich, bot Gelegenheit für Trab und einen flotten Gallop!
Bis auf zwei etwas sensieble Eigenbrödler waren wir eine super Truppe. Da lag es nah, dass wir nach unserer Ankunft auf Eberhards Hof unsere Pferde in den Stall und auf Paddocks stellen und uns in fröhlicher Runde bei Kaffee und Kuchen versammelten. (Die beiden Eigenbrödler verschwanden ohne Abschiedsgruß)
Doch schließlich mussten wir die Heimfahrt antreten. Etwas müde, aber glücklich fuhren wir nach Hause.
Wir freuen uns schon auf den nächsten gemeinsamen Ritt mit Eberhard! 


Hier ein Bildervideo vom Indian Summer
http://www.youtube.com/watch?v=W3mh_zwPO1c&feature=related
Und wieder jährt sich ein Jahrestag. Vor genau vier Jahren haben Celli und ich uns getrtoffen. Und was haben wir in den letzten vier Jahren alles erlebt??? Es ist schon irre, wenn ich darüber nachdenke!

Cellis Geschichte, Teil 1


September 2004. Ich sitze zu hause und habe Bereitschaft. Nix zu tun, ein ruhiger Dienst, also surfe ich im www. Ah, ne Email von einem Pferdeschutzhof. Grummel...wie kommen die schon wieder an meine Emailadresse , motzmotz...
naja, lesen wir mal...Ganz viele Pferde. Haflinger, Freiberger, Fohlen, Alte, Traber, Dülmener..Moment mal. Traber? Hm, was steht denn da? Zwei Traber, Stute 8j und Wallach 4 J. Bis ende September dringend, sonst droht die Schlachtung. 
Aha, naja, tragisch, aber ich brauch kein Pferd. ...
10 Minuten später: Naja, ich kann ja mal hinschreiben, obs Fotos gibt.
Kurz drauf bekomme ich Bilder. Aha, toll. Dürr, ohne Muskeln, nur komische Wülste an der Schulter. Keinen Hals, und das bischen was da ist, ist Unterhals. Und schauen tut der, als wäre er auf Valium...
10 Minuten später: Naja, ich kann ja mal anrufen.
...
nach etwa 90 Minuten Telefonat lege ich auf. Was habe ich gerade getan? Ich habe der Frau vom Tierschutz fest zugesagt. Ich habe gerade praktisch per Telefon ein komisches Pferd gekauft. Nur nach einem (hässlichen) Bild. Der kann nix, garnix. Wahrscheinlich ist er komplett gestört. Und wenn er zum Schlachter soll ist er vielleicht platt auf allen vier Füßen
Äh...und jetzt? Shit, ich brauch nen Stall!!!!!!!
nach einer weiteren Stunde telefonieren, habe ich jemanden gefunden, der kurzfristig das Pferd aufnehmen kann, solange, bis wir an unserem Stall zusätzliche Möglichkeiten für ein weiteres Pferd geschaffen haben.
Jetzt bin ich aufgeregt und will unbedingt meine Aufregung mit jemandem Teilen...
wenig später hat sich das gelegt. Ich habe ein Paar Freunde angerufen, um die Neuigkeit zu erzählen. Doch so wirklich gefreut mit mir hat sich keiner... Eher wurde ich als bekloppt, verrückt, naiv, dumm, unüberlegt,...bezeichnet. Und das waren noch die netteren Sachen...
Tags drauf erhalte ich die Nachricht, dass, dank meiner festen Zusage die Pferde beim Besitzer bleiben können, bis ich sie hole. Die Stute nehme ich auch mit, sie geht dann von mir aus weiter nach München zu ihrem neuen Frauchen. Holla, ist das alles aufregend.
Dann ist er da, der Große Tag. Sonntag, 10. Oktober! Um 4:30 Uhr fahre ich los. Ich, mein Picknick-Korb und mein Hund...der einzige, der mich begleitet. Naja, er kann sichs ja nicht wirklich aussuchen.
Sonst war niemand bereit-das heißt zwei liebe Freundinnen schon, aber die eine muss arbeiten, und die andere Trauzeugin sein. Nun ja, eine lange Fahrt liegt vor mir. 5,5 Stunden nach Eschede. lange Zeit, um nachzudenken, Zweifel zu bekommen...
Nach drei Stunden bin ich kurz davor, wieder umzudrehen, ich muss eine der beiden Freundinnen, die mich nicht für irre halten, anrufen. Sie baut mich auf! Sie macht mir mut und ihr esoterische Ader sorgt für den Rest.
Ziemlich beruhigt fahre ich weiter, treffe pünktlich um 10 Uhr meine Kontaktfrau (sie kennt den Besitzer, hat selbst ein Pferd von ihm) auf nem großen Supermarktparkplatz. 
Sie ist völlig von der Rolle. Der Besitzer sei so schlimm und ich solle ihm niemals widersprechen und so, sonst würde er uns achtkantig vom Hof werfen..
Ich bereite mich auf ein Ungeheuer von Mann vor.
Und ich beginne, mich etwas zu fürchten. Was, wenn er mich gar nicht rein lässt? Wenn er die Pferde doch zum Metzger gebracht hat?
(Fortsetzung folgt)

Der Freundschaft seltsame Wege...


Wenn man mit alten Freunden beisammensitzt, kommt irgendwann am späteren Abend unweigerlich ein "Weißt du noch, damals...." Man blickt zurück, erinnert sich, lacht oder wird nachdenklich. Dabei kommt mir dann manchmal die Frage in den Sinn, wie war das eigentlich, der Beginn dieser Freundschaft oder dieser Bekanntschaft? Die wenigsten Menschen dürften wohl an einem schönen Freitagabend losziehen und sich sagen: "So, heute suche ich mir mal ein bis zwei neune Freunde. Aber richtig enge, die mit mir durch dick und dünn gehen." Wie also entstehen Freundschaften? Und, was für mich noch wesentlich interessanter scheint: Warum klappen oft die, die wir so unbedingt wollen, gar nicht? Der superinteressante Typ, den man so spannend findet, mit dem an stundenlang tiefsinnig philosophieren kann, der das eigene Leben so bereichern würde...jedoch irgendetwas klappt da nicht. Die ach so liebenswerte Frau, so herzlich und warm. Wie gern wären wir beste Freundinnen? Doch dieser eine Tick, jener Charakterzug, stört uns dann irrational stark, dass trotz aller Mühe und Kompromissbereitschaft nichts daraus wird. Viele finden wir einfach auch ganz nett aber man begegnet sich nicht auf Augenhöhe, schwimmt nicht auf derselben Welle. Mehr als nette Bekannte werden auch das nie. Und dann, glaubt man an Zufälle, sind es welche, glaubt man nicht daran, ist es das Schicksal, das Universum, Murphys nerviges Gesetzt, für manch einen Gott, für andre die Engel, jedenfalls trifft man dann in manchmal ganz abwegigen und seltsamen Situationen jemanden, der hat Ecken und Kanten, wie man selbst. Hat bestimmt auch die eine oder andere Angewohnheit, die man selbst nicht so toll findet, und man denkt nicht im Traum an enge Freundschaft, das Teilen von Geheimnissen, nächtelanges Feiern, stundenlanges, gemeinsames Schweigen, weil alleine traurig sein und schweigen noch viel schlimmer ist... Aber das Schicksal, der Zufall, die Götter, wer auch immer, sorgt dafür, dass wir mit genau diesem Menschen immer wieder zusammen treffen. Und irgendwann ist es keine große Sache mehr, dann ist sie einfach da, die Freundschaft. hat sich heimlich durch die Hintertür geschlichen. Lange bleibt sie auch einfach da unten im Keller sitzen und versucht, einfach nicht groß zu stören. Manchmal spitzt sie schon mal durch die Tür. Haben wir etwas gehört, eine aufregende Neuigkeit und wollen diese mit jemandem teilen, so kann man sie manchmal um die Ecke schielen sehen, die Freundschaft. Leider sind wir da manchmal so aufgeregt und ausgelassen, dass wir diesen Moment nicht erkennen, als das, was er sein könnte: Nämlich die Besiegelung einer wahren Freundschaft. 
Doch auch die Freundschaft möchte ihren großen Auftritt haben, sie ist ja auch etwas eitel... Es kommt der Tag, irgendwann, dass einer von uns beiden jemanden braucht. Verzweifelt ist, dringend ein paar Schultern braucht, die nicht gleich brechen, wenn man sie mit dem schweren Gewicht von Trauer oder Verzweiflung belädt. Jemanden, der keine Fragen stellt, der mit uns gemeinsam schweigen kann, ohne dass es unangenehm wäre. Jemand, der nicht urteilt oder sich gar abwendet, wenn wir ein dunkles, lange verborgenes Geheimnis lüften. Jemand der Schmerz ertragen kann, ohne dafür ewige Dankbarkeit zu erwarten. Der uns vielleicht ein Stück tragen kann auf unserem Lebensweg, wenn wir selbst zu schwach zum Gehen sind. Der, an den wir oft als erstes denken, wird das meistens nicht sein. Keine Zeit, zu viel zu tun...
Aus einer ganz anderen, unerwarteten Ecke kommt dann oft der Mensch, der mit Ecken und Kanten versehen ist, von denen  wir ja selbst genug haben und die wir an unseren Freunden nicht auch noch wollen. Der uns das eine oder andere Mal schon die unangenehme Wahrheit gesagt hat-als einziger. Mit dem wir gestritten und gezankt haben. Mit dem wir mal einen drauf gemacht haben. Aber tiefsinnige Gespräche oder extravagante Erlebnisse teilen wir weiß Gott nicht. Doch jetzt ist er da. fragt nicht. urteilt nicht. Nimmt uns riesige Brocken unserer schweren Last ab, ohne ein Wort zu verlieren. Stützt uns, trägt uns und hält uns Gaffer und Neugierige vom Leib. Ja, manchmal muss die Freundschaft die Tür eintreten, damit wir sie bemerken. Nicht die Vordertür, auf die wir starren und warten und bitten: komm doch endlich! Sondern die Hintertür. Hinter der stand sie die ganze Zeit. Wir sind täglich daran vorbei gegangen und haben sie doch nicht bemerkt...bis jetzt.