Sonntag, 15. Juli 2012

Cellis Geschichte, Teil 8:


Herbst- Winter 2005


Celli lernt schnell und viel. Und er will auch unbedingt. Langsam zeichnet sich ein Konflikt ab. Meine Stute kommt doch immer mal wieder zu kurz. Besonders, seit meine Reitbeteiligung uns sitzen gelassen hat. Grandessa ist Springpferd mit Leib und Seele. Und seit ich selbst den Turniersport an den Nagel gehängt habe (2004), bin ich immer mit meiner RB auf Turniere gefahren, habe ein bisschen Coach gespielt und die beiden sind durch Springreiterwettbewerbe und E-Springen gelaufen, mit guten Erfolgen. Jetzt fehlt etwas. Wann immer ich meine Stute reite und irgendwo bunte Stangen sind, zieht sie da hin. Komm, lass uns mal wieder springen! Nun, zu Hause ist das aber auch nicht das selbe wie auf dem Turnier. Ich beginne, den kleinen Eiswürfel in meinem Magen, der sich Gewissen nennt, wahrzunehmen...


Die Suche nach einer RB für meine Grandessa ist eine Katastrophe! Es melden sich entweder kleine Mädchen, die man nicht alleine am Stall fuhrwerken lassen kann, oder komische Leute: So eine z.B. "Also in der Anzeige steht ja, dass die RB gegen Mithilfe am Stall ist. Das ist mir aber eigentlich zu bnlöd. Kann ich nicht lieber 10 Euro pro Stunde bezahlen und einfach nur reiten?" Nein, Danke!
Der Winter kommt, und mit ihm der Schnee!!!! Die paar Meter, die unser Stall höher liegt, merkt man sofort! Die haupt-Stallarbeit besteht darin, irgendwie nicht komplett im Schnee zu versinken. Wir buddeln und Pfade zum Mist, zum Stall, Zum Heulager... Wir müssen den Schnee schon mit Schubkarren wegfahren, weil wir nicht mehr wissen,wohin wir ihn noch schieben sollen. Der Reitplatz ist komplett unter einer Schneedecke verschwunden. Aber wir können ja in zwischen richtig gut Hänger fahren. Und Tina ist ebenfalls Mitglied in dem selben Reitverein. Also können wir, zumindest am Wochenende, wenn die Straßen frei sind, in die Reithalle fahren. Gut zum Reiten und nebenbei eine gute Übung zum Fahren im Anhänger. Celli macht das mittlerweile richtig toll. Nur eine Sache, die kann er nicht ertragen: Nämlich, wenn ich hinten das Planenrollo schließe, Dann fängt er sofort an zu zoben und zu schlagen. Lieber lässt er sich seinen Hintern nass regnen. Gut, Pferd is eh komisch. Dann bekommt er eben eine Wetterdecke drauf und darf seinen Po in den Wind halten...mir ists recht.
Zu der zeit schlägt mal wieder das Schicksal zu...im Positiven! Die Gedanken, wie ich mit meiner Stute weiter machen soll, beschäftigen mich schon sehr und bereiten mir Sorgen. Da begiebt es sich,m das ein guter Bekannter, der auch einen Stall hat, die Papiere meiner Stute in die Finger bekommt. Warum, weiß ich heute nicht mehr. Er ist hin und weg. Erst will er sie sofort kaufen. Ich bremse ihn erstmal! Hallo??? Dann bekniet er mich, doch ein Fohlen daraus zu ziehen. Er wüsste schon genau, welcher hengst es sein solle! Ich hab schon die Hände voll mit zwei Pferden. Drei sind zu viel!!!
Ich werde ihn aber nicht eher los, bis ich verspreche, darüber nachzudenken. Nebenher erzählt er mir, dass seine Nichte Turnierambitionen entwickelt und er für sie ein Lehrpferd sucht, zum Springen. Er bringt das, ganz Züchter, nicht mit meiner Grandessa in Verbindung, ich schon! Ein Gedanke reift: Granny könnte endlich wieder auf Turniere gehen. Und sie wäre in einem guten Stall. UND vielleicht dürfte sie irgendwann auch mal Mama sein.
Ein paar Wochen später tüftle ich zu Hause einen Schutzvertrag aus, der sich gewaschen hat. Ich denke mir: "Wenn er DEN ohne murren unterschreibt, dann hat er mein Stütchen verdient!"
Und er hat sie verdient! Er ließt sich alles genau durch, und auf seine Charmante Art, fasst er zusammen: Also: Sie gehört mir, ich darf Fohlen ziehen, Kein Schulbetrieb, Kein Volti und sie muss in diesem Stall bleiben, biss sie tot umfällt! Äh, ja, so ungefähr... Wir einigen uns auf einen Preis und er unterschreibt!

Frühjahr 2006


Bis in den April hinein schneit es immer wieder, und auf den Höhen bleibt der Schnee auch liegen. Celli hat viel gelernt! Und es ist mein Plan, jetzt in 2006 einen ersten Einführungsritt zu starten. Er soll ja mal ein Distanzpferd werden. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt...
Eines schönen Sonntags komme ich in den Stall und will reiten. Es ist überraschend warm geworden und die Sonne strahlt vom Himmel. Ich gehe mein Pferd holen, und kriege einen Schreck! Er steht im Offenstall und pumpt wie ein Maikäfer! Hilfe! Mein Pferd ist krank. Er bekommt keine Luft! Ist er dämpfig??? Über nachtw ird kein Pferd dämpfig! Julia, beruhige dich erstmal. Natürlich ist es typischerweise so, dass sowas immer Sonntags passiert. Welchen TA erreiche ich jetzt? Nach einigem hin und hertelefonieren kommt eine Tierärztin angefahren. Sie hört ihn ab, lässt ACC und Ventipulmin da und verordnet nasses Heu.
Super! Was jetzt? Leichte Bewegung ist erlaubt, aber nur leichte eben.
Nach zwei Wochen ist die Medizin aufgebraucht und die Tierärztin kommt zur Kontrolle. Alles wieder gut, so ihre Diagnose.
Es ist aber jetzt schon ende Mai. und ich habe im Kopf den Gedanken an einen ersten Distanzritt dieses Jahr begraben. Also könne wir andere Dinge planen. Tina will mal ein Wochenende weg, mal raus. Fort von der Firma. Und so buchen wir ein Reitwochenende im Vogelsberg. Bei Bertls B and B. Reiten auf dem Vulkan...na das hab ich ja eh jeden Tag, denke ich mir so...
Mit Tinas beiden Pferden, meinem Traber und Tinas RB machen wir uns auf in den Vogelsberg! Schon beim Verladen zieht sich der Himmel zu. Es wird grau und grauer. Bis wir losfahren Schüttet es wie aus Eimern. Na, wie soll das denn werden?

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