Sonntag, 15. Juli 2012

Cellis Geschichte, Teil 6:


Nach diesem Horrorerlebnis habe ich echt Bamel, wieder zur Reithalle zu fahren. und der Winter macht den Platz unbereitbar... Also mehr oder weniger Zwangspause, Wir üben weiter das Verladen, gehen spazieren...aber an ernsthafte Ausbildung ist nicht zu denken. Außerdem will ich ja an tinas Stall so weit kommen, dass ich mein Traberle möglichst bald nach dem Winter dorthin bringen kann. Auf dauer ist es auch ganz schön Stressig, zwei Ställe anzufahren. Also arbeiten wir am Stall, bestellen Pannels für die Box, ein vierer Fresstand im Laufstall wird angebaut...und so weiter, alles was eben so anfällt. Dazwischen brause ich immer wieder zum anderen Stall, besuche wenigstens mein traberle, auch wenn wir nicht viel machen können. Doch schon bald bemerke ich, dass diese Pause wohl gar nicht so schlecht für ihn ist. Er legt zu, sowohl an Gewicht als auch an Größe. Als ich ihn geholt habe, hatte er so ca 155 cm. Jetzt wächst er in die Höhe und auch etwas in die Breite. Er hat jetzt so langsam etwas, was man als Brust bezeichnen kann und wo eine ordentliche Lunge drin Platz hat. Mähne und Schweif werden voller und er bekommt, wahrscheinlich zum ersten Mal im Leben, ein puscheliges Winterfell.
Aus unserem ersten Winter gibt es also nicht viel Spannendes zu berichten. Das Verladen klappt wirklich gut jetzt, wenn auch nicht nach Lehrbuch. Ich habe so eine Art abkommen mit Celli geschlossen, welches so aussieht: Wir gehen nebeneinander in den Hänger, ich ins rechte Abteil, er ins linke. Dann gehe ich innen zurück und schließe die Stange. Und es darf sonst niemand da sein. Gar niemand! Keiner, der hinten steht, um die Stange zu schließen und schon gar keiner, der , gut gemeint, von hinten mal auf die Hinterhand tätschelt, um ihm Mut zu machen. Also schicke ich alle leute eisern weg, was die mit unter leicht säuerlich aufnehmen: "wir wollen doch nur helfen. Und das macht man so, beim Verladen." Ich, in zwischen eh als die komische Verrückte mit dem noch komischeren Gaul bekannt, hab in zwischen so ein dickes Fell, dass mich das kaum noch kratzt. Ich sage dann immer: "Man macht das vielleicht, ICH aber nicht. Basta!"
Mir ists egal, hauptsache, wir können so langsam entspannt Hänger fahren.
Den Winter schaffen wir dann irgendwie doch, und der Frühling kommt! Hurra! Der Reitplatz ist wieder benutzbar und wir legen natürlich wieder los. Ein bisschen merke ich schon, dass wir länger pausiert haben. Etwas auf der Suche nach dem Gleichgewicht und das Tempo mitunter recht unregelmäßig drehen wir unsere Runden, aber es macht Spaß! Endlich wieder im Sattel! Und auch hier finde ich, dass diese Winterpause wohl doch gut für Celli war. Ich habe jetzt ein richtiges Pferd unter mir, nicht mehr so ein Hemdchen. Nur das mit dem Galopp...das klappt noch immer nicht. Ich brauche eine Alternative. Auf dem Platz ist er zum Einen unsicher, denn gerade aus ginge das ja noch, aber in den Wendungen, da hat er Angst zu rutschen. Und dann geht er auch hektisch mit dem Kopf gegen die Hand, ich denke mal aus Furcht, hart apriert zu werden, sobald er galoppiert. So war das ja früher immer...
Also Julia: Was brauchen wir? Guten Boden und eine gerade Strecke. Tjaaa, dann müssen wir wohl raus ins Gelände. Natürlich mal wieder alleine, gegen jede Regel. Aber ich will keine klugen Ratschläge und ich will mich ganz auf unser Problem konzentrieren. Also machen wir uns auf, verlassen den Reitplatz und tapern im Schritt los. Zum ersten Mal, raus in die Welt. Naja, zumindest mit mir oben drauf. Den Ausflug an der reithalle zähle ich jetzt mal nicht mit. Celli ist aufmerksam, sieht alles, nimmt alle Eindrücke in sich auf. Hier und da guckt er mal, jedoch ist er nicht wirklich schreckhaft. Mit galoppieren will ich jetzt natürlich nicht gleich anfangen. Erstmal sehen, ob wir auch heil wieder heim kommen. Heute nur im Schritt reiten wir eine Runde durch die Felder. Das klappt wirklich problemlos. Zweimal will Celli nicht weiter. Einmal an einem Hochsitz und einmal an einem flatternden Elektrozaun. Aber sonst absolvieren wir unseren Weg ohne spektakuläre Aktionen.
Dieses nette Erlebnis ist ein weiterer Meilenstein für uns. Und ich bin stolz auf uns beide. Auf mein wirklich braves und zugleich so waches Pferd, und auch ein bisschen auf mich, dass ich ihm so traue.
Leider komme ich die nächsten tage nicht dazu, dieses zu wiederholen, denn Tina gibt grünes Licht. Es ist ende April geworden. Zum 1. Mai soll Celli nun umziehen. Hoch zu uns an den Stall. Ich bin die nächsten tage mit Vorbereiten und Krimskrams transportieren beschäftigt. Und dann steht der Umzug an. das bedeutet wieder mal eine echte Hängerfahrt. Doch heute geht alles glatt. Tina sagt kein Wort als ich sie bitte, sich einfach mal ins Auto zu setzen, sie tuts einfach. und auf meine komische Art gehen wir in den Anhänger. Alles klappt und wir fahren zum Stall. Auch die Ankunft läuft gut ab und zunächst stehen alle Pferde in den Boxen, um sich mal zu beschnuppern.
Doch das iust wenig aufsehenerregend, sodass wir zügig alle zusammen in den Laufstall packen können. Sie verstehen sich gut und es gibt keinerlei Probleme. Nur Celli scheint sich nicht sogleich wohl zu fühlen, ohne die schützenden vier Wände einer Box. Doch da wird er sich dran gewöhnen.
So, nun stehen meine beiden also gemeinsam in einem Stall. Das ist geschafft. und hier oben ist auch ein guter Reitplatz. na, wenn das hier mit dem Galopp nichts wird...


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